MLM — Warn­si­gna­le (red flags)

MLM — Warn­si­gna­le (red flags)

Wie kann man ein betrü­ge­ri­sches MLM-Sys­tem erken­nen, bei 99% der Teil­neh­mer Geld ver­lie­ren, im Ver­gleich zu einem ech­ten Direkt­ver­trieb, bei dem man durch den Ver­kauf von Pro­duk­ten Geld ver­dient?

Dr. Jon Tay­lor, ein Direk­tor von Pyra­mid Sche­me Alert 🔗, hat fünf cha­rak­te­ris­ti­sche Merk­ma­le oder soge­nann­te “Red Flags” iden­ti­fi­ziert, die auf ein betrü­ge­ri­sches MLM-Sys­tem hin­wei­sen.

Unbe­grenz­tes Rekru­tie­ren

In einem betrü­ge­ri­schen MLM-Sys­tem kann jeder unbe­grenzt neue Mit­glie­der anwer­ben. Das Pro­blem dabei ist, dass je mehr Leu­te mit­ma­chen, des­to schwie­ri­ger wird es für neue Mit­glie­der, tat­säch­lich Geld zu ver­die­nen. Das liegt dar­an, dass die Anzahl der Men­schen, die man anwer­ben kann, irgend­wann erschöpft ist, und die Chan­cen, erfolg­reich zu sein, sin­ken dras­tisch.

Auf­stieg durch Rekru­tie­rung

In sol­chen Sys­te­men steigt man im Rang und ver­dient mehr Geld haupt­säch­lich durch das Anwer­ben neu­er Mit­glie­der. Das bedeu­tet, dass der Fokus nicht auf dem Ver­kauf von Pro­duk­ten liegt, son­dern dar­auf, immer mehr Leu­te ins Sys­tem zu holen. Nur wer vie­le neue Mit­glie­der anwirbt, kann wirk­lich viel ver­die­nen, wäh­rend die­je­ni­gen, die sich auf den Pro­dukt­ver­kauf kon­zen­trie­ren, oft leer aus­ge­hen.

Tat­säch­lich tre­ten die meis­ten Men­schen einem MLM nicht ein­fach so eigen­stän­dig bei — sie wer­den viel­mehr “rekru­tiert” 🔗.

Pay-to-Play

Neue Mit­glie­der müs­sen oft gro­ße Men­gen an Pro­duk­ten kau­fen, um über­haupt mit­ma­chen zu kön­nen. Außer­dem wer­den sie ermu­tigt, sich für auto­ma­ti­sche, regel­mä­ßi­ge Pro­dukt­käu­fe (auto­ship) anzu­mel­den. Die­se Käu­fe sind oft teu­er, und vie­le Mit­glie­der ver­die­nen nicht genug, um die­se Kos­ten zu decken. Das führt dazu, dass sie mehr Geld aus­ge­ben, als sie ein­neh­men.

Pro­vi­sio­nen an vie­le Ebe­nen

In einem betrü­ge­ri­schen MLM-Sys­tem wer­den Pro­vi­sio­nen an vie­le Ebe­nen von Mit­glie­dern gezahlt, oft mehr als fünf. Das bedeu­tet, dass die Leu­te an der Spit­ze der Pyra­mi­de viel Geld ver­die­nen, wäh­rend die meis­ten ande­ren, die wei­ter unten ste­hen, kaum etwas bekom­men. Die­se Struk­tur sorgt dafür, dass die Gewin­ne ungleich ver­teilt sind und haupt­säch­lich den­je­ni­gen zugu­te­kom­men, die früh ein­ge­stie­gen sind.

Unge­rech­te Aus­zah­lung

In sol­chen Sys­te­men bekom­men die Leu­te, die Pro­duk­te ver­kau­fen, oft die glei­che oder sogar eine gerin­ge­re Aus­zah­lung als die Leu­te über ihnen, die nichts mit dem Ver­kauf zu tun hat­ten. Das bedeu­tet, dass das Sys­tem die­je­ni­gen belohnt, die neue Mit­glie­der anwer­ben, anstatt die­je­ni­gen, die tat­säch­lich Pro­duk­te ver­kau­fen. Dies führt dazu, dass der Fokus auf der Rekru­tie­rung liegt und nicht auf dem eigent­li­chen Geschäft.

Obwohl kei­nes die­ser “red flags” für sich allein ein Merk­mal für ein Pyra­mi­den­sys­tem dar­stellt, schaf­fen sie zusam­men genom­men einen enor­men Hebel. Die­je­ni­gen an der Spit­ze berei­chern sich auf Kos­ten einer rie­si­gen Down­line von ahnungs­lo­sen Opfern. Die­se Merk­ma­le defi­nie­ren ein Pyra­mi­den­sche­ma, das als “Direkt­ver­triebs­un­ter­neh­men” getarnt ist.

Drei wei­te­re Tricks

Tools und Ver­an­stal­tun­gen

Ver­triebs­part­ner wer­den oft auf­ge­for­dert, Bücher, Kas­set­ten (frü­he­re Medi­um — heu­te auch gern ein Pod­cast!) oder ande­re Mate­ria­li­en zu kau­fen oder an teu­ren Schu­lungs­se­mi­na­ren und Moti­va­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen teil­zu­neh­men. Die­je­ni­gen, die neue Mit­glie­der anwer­ben, ver­die­nen oft mehr Geld mit dem Ver­kauf die­ser “Tools” und “Ver­an­stal­tun­gen” als mit dem eigent­li­chen Geschäft. Sie sind also eher im Rekru­tie­rungs- als im Ver­kaufs­ge­schäft tätig.

Es ist auch häu­fig zu beob­ach­ten, dass Ver­triebs­part­ner in höhe­ren Ebe­nen irgend­wann zu Coa­ches 🔗 wer­den und ihr ver­meint­li­ches Wis­sen an ihre Down­line oder poten­zi­el­le Mit­glie­der wei­ter­ge­ben.

“Einzelhandels”-Verkaufsprognosen

Die Ein­kom­mens­pro­gno­sen basie­ren oft auf Ver­käu­fen zu “vol­len Ein­zel­han­dels­prei­sen” für Pro­duk­te, die meist über­teu­ert und nicht wett­be­werbs­fä­hig sind. Fast alle Pro­duk­te wer­den von den Ver­triebs­part­nern selbst gekauft und nicht von ech­ten Ver­brau­chern. Die ange­ge­be­nen Ein­zel­han­dels­prei­se und pro­gnos­ti­zier­ten Gewin­ne sind daher oft irre­füh­rend.

Es gibt eine soge­nann­te 70%-Regel, die besagt, dass min­des­tens 70% der ver­kauf­ten Waren von End­kun­den und nicht von Ver­triebs­part­nern gekauft wer­den müs­sen, um kein ille­ga­les Pyra­mi­den­sys­tem zu sein. Die­se Regel ist jedoch gesetz­lich nicht ver­an­kert, und MLM-Unter­neh­men legen die­se Zah­len sel­ten frei­wil­lig offen.

“Karriere”-Wege

Ver­triebs­part­ner wer­den oft gebe­ten, zwi­schen zwei “Kar­rie­re-Wegen” zu wäh­len – einer für die­je­ni­gen, die die Pro­duk­te ver­kau­fen wol­len, und einer für die­je­ni­gen, die neue Mit­glie­der anwer­ben wol­len. In der Pra­xis wird jedoch meist der Weg der Rekru­tie­rung bevor­zugt und geför­dert, da hier die grö­ße­ren Gewin­ne lie­gen.

Fazit

Betrü­ge­ri­sche MLM-Sys­te­me unter­schei­den sich fun­da­men­tal vom ech­ten Direkt­ver­trieb, da sie stark auf die Rekru­tie­rung neu­er Mit­glie­der set­zen, anstatt auf den tat­säch­li­chen Pro­dukt­ver­kauf. Dies führt dazu, dass Gewin­ne ungleich ver­teilt sind und haupt­säch­lich denen zugu­te­kom­men, die sich früh anschlie­ßen und an der Spit­ze ste­hen. Neue Mit­glie­der müs­sen oft hohe Kos­ten für Pro­duk­te oder Schu­lungs­ma­te­ria­li­en tra­gen, was sie finan­zi­ell belas­tet, ohne Aus­sicht auf einen fai­ren Aus­gleich. Der Fokus liegt meist auf irre­füh­ren­den Ver­spre­chen und Struk­tu­ren, die dar­auf abzie­len, die unte­ren Ebe­nen zu berei­chern, anstatt ein nach­hal­ti­ges Geschäfts­mo­dell zu för­dern.

Im Gegen­satz dazu zeich­net sich ech­ter Direkt­ver­trieb durch trans­pa­ren­te Ein­kom­mens­mög­lich­kei­ten aus, die auf dem tat­säch­li­chen Ver­kauf an End­kun­den basie­ren und nicht auf Rekru­tie­rung oder zusätz­li­chen Zah­lun­gen. So ent­steht eine ehr­li­che­re und sta­bi­le­re Grund­la­ge für Ver­triebs­part­ner.

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Pyra­mi­de Sche­me Alert (EN)