Die 70%-Regel im Mul­ti-Level-Mar­ke­ting (MLM)

Die 70%-Regel im Mul­ti-Level-Mar­ke­ting (MLM)

Die “70%-Regel” in Mul­ti-Level-Mar­ke­ting (MLM) besagt, dass Ver­triebs­part­ner min­des­tens 70 % ihrer Pro­duk­te an End­kun­den ver­kau­fen soll­ten und nur maxi­mal 30 % der Pro­duk­te für den Eigen­be­darf oder an ande­re Ver­triebs­part­ner wei­ter­ge­ben dür­fen.

Das Ziel die­ser Regel ist es, sicher­zu­stel­len, dass die Part­ner nicht haupt­säch­lich ihre eige­nen Pro­duk­te kau­fen, um im Sys­tem vor­an­zu­kom­men und Boni zu erhal­ten. Es soll ver­hin­dern, dass Leu­te ihr eige­nes Lager anhäu­fen und dabei finan­zi­ell belas­tet wer­den, ohne die Pro­duk­te tat­säch­lich an Kun­den wei­ter­zu­ge­ben.

Die­se Regel soll sicher­stel­len, dass der Groß­teil der Umsät­ze eben aus ech­ten Ver­käu­fen an exter­ne Kun­den stammt und nicht nur durch inter­ne Käu­fe inner­halb des Netz­werks gene­riert wird.

Wie ent­stand die 70%-Regel?

Die Fede­ral Trade Com­mis­si­on (FTC) ist die Haupt­re­gu­lie­rungs­be­hör­de für die Bran­che und prüft ver­schie­de­ne Fak­to­ren, um fest­zu­stel­len, ob ein MLM (Mul­ti-Level-Mar­ke­ting) ein legi­ti­mes Geschäft ist. Einer die­ser Fak­to­ren wird als die “70%-Regel” bezeich­net.

Die­se Regel stammt aus einer Ent­schei­dung der FTC von 1979, als sie die Geschäfts­struk­tur von Amway, einem gro­ßen MLM-Unter­neh­men, das seit 1949 exis­tiert, unter­such­te. Die FTC stell­te fest, dass Amway auf­grund meh­re­rer Richt­li­ni­en, die Teil ihres Geschäfts­mo­dells waren, nicht als ille­ga­les Pyra­mi­den­sys­tem ope­rier­te.
Eine die­ser Richt­li­ni­en besag­te, dass jeder Ver­triebs­part­ner min­des­tens 70% der im Monat gekauf­ten Pro­duk­te zu Groß­han­dels­prei­sen oder Ein­zel­han­dels­prei­sen ver­kau­fen muss­te, um eine Leis­tungs­prä­mie zu erhal­ten. Der Zweck die­ser Anfor­de­rung war es, den Ver­kauf der Pro­duk­te zu för­dern und zu ver­hin­dern, dass Ver­triebs­part­ner über­mä­ßig vie­le Pro­duk­te anhäu­fen, um die Prä­mie zu erhö­hen – bekannt als Lager­hal­tung.
Obwohl die FTC in der Amway-Ent­schei­dung von der “70%-Regel” sprach, ist es wich­tig zu wis­sen, dass es sich dabei nicht um eine offi­zi­el­le Vor­schrift oder gesetz­li­che Regel han­delt. Es ist ledig­lich ein Aspekt, den die FTC und Gerich­te bei der Bewer­tung von MLMs berück­sich­ti­gen.

War­um ist die­se Regel wich­tig?

Ver­mei­dung von Pro­dukt­py­ra­mi­den: Die Regel hilft sicher­zu­stel­len, dass der Groß­teil der Umsät­ze aus ech­ten Ver­käu­fen an exter­ne Kun­den stammt und nicht nur durch inter­ne Käu­fe gene­riert wird.

Nach­hal­tig­keit: Ein MLM-Unter­neh­men, das sich auf den Ver­kauf an End­kun­den kon­zen­triert, hat eine höhe­re Chan­ce, lang­fris­tig erfolg­reich zu sein.

Recht­li­che Sicher­heit: In vie­len Län­dern gibt es gesetz­li­che Bestim­mun­gen, die dar­auf abzie­len, Pyra­mi­den­struk­tu­ren zu ver­hin­dern. Die Ein­hal­tung die­ser Regel kann hel­fen, recht­li­che Pro­ble­me zu ver­mei­den.

Bei­spie­le für die Anwen­dung der 70%-Regel

Kos­me­tik­un­ter­neh­men: Ein Ver­triebs­part­ner eines Kos­me­tik-MLM-Unter­neh­mens kauft Pro­duk­te im Wert von 1000 €. Min­des­tens 700 € die­ser Pro­duk­te soll­ten an End­kun­den ver­kauft wer­den, wäh­rend maxi­mal 300 € für den Eigen­be­darf oder an ande­re Ver­triebs­part­ner wei­ter­ge­ge­ben wer­den dür­fen.

Ernäh­rungs­pro­duk­te: Ein MLM-Unter­neh­men, das Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel ver­treibt, stellt sicher, dass sei­ne Ver­triebs­part­ner min­des­tens 70 % der gekauf­ten Pro­duk­te an exter­ne Kun­den ver­kau­fen. Dies könn­te durch Ver­kaufs­be­rich­te und regel­mä­ßi­ge Über­prü­fun­gen sicher­ge­stellt wer­den.

Haus­halts­wa­ren: Ein Ver­triebs­part­ner eines MLM-Unter­neh­mens für Haus­halts­wa­ren kauft monat­lich Pro­duk­te im Wert von 500 €. Min­des­tens 350 € die­ser Pro­duk­te soll­ten an End­kun­den ver­kauft wer­den, um die Regel ein­zu­hal­ten.

Her­aus­for­de­run­gen bei der Ein­hal­tung der 70%-Regel

Obwohl die “70%-Regel” eine wich­ti­ge Richt­li­nie ist, zeigt die Pra­xis, dass vie­le MLM-Unter­neh­men Schwie­rig­kei­ten haben, die­se Regel kon­se­quent ein­zu­hal­ten. Es gibt meh­re­re Grün­de dafür:

Frei­wil­li­ge vs. ver­pflich­ten­de Offen­le­gung

Vie­le MLM-Unter­neh­men ent­schei­den sich, nur die gesetz­lich vor­ge­schrie­be­nen Infor­ma­tio­nen offen­zu­le­gen und hal­ten zusätz­li­che Daten zurück.

Wett­be­werbs­druck

MLM-Unter­neh­men könn­ten befürch­ten, dass zu viel Trans­pa­renz ihre Wett­be­werbs­po­si­ti­on schwächt.

Kom­ple­xi­tät der Bericht­erstat­tung

Die Erfas­sung und Ver­öf­fent­li­chung detail­lier­ter Ver­kaufs­da­ten kann auf­wen­dig und kost­spie­lig sein.

Rabat­te für neue Part­ner

Oft wird damit gewor­ben, dass Ver­triebs­part­ner Rabat­te auf Pro­duk­te erhal­ten, wenn sie sich selbst als Part­ner ein­schrei­ben. Dies führt dazu, dass vie­le Men­schen dem Net­work-Mar­ke­ting unter­neh­men bei­tre­ten, um von der Han­dels­span­ne zu pro­fi­tie­ren und somit ihre eige­nen Pro­duk­te refi­nan­zie­ren (die­ses Argu­ment ist mir oft für einen Bei­tritt genannt wor­den).

Die­ses Vor­ge­hen hat zur Fol­ge, dass der frisch gewor­be­ne Ver­triebs­part­ner nicht mehr als End­kun­de zählt.

Wenn ich dann Insta­gram-Accounts sehe, die angeb­lich +/- 40 Part­ner im Monat ein­schrei­ben konn­ten, ver­ste­he ich die Mecha­nik dahin­ter … Ein Teu­fels­kreis­lauf. Erst lässt man sich wer­ben, um die Rabat­te zu bekom­men und evtl. fängt man dann spä­ter an auch selbst zu ver­kau­fen … um die Pro­duk­te zu refi­nan­zie­ren. Oder man steigt nach einer gewis­sen Zeit wie­der aus. Eine mög­li­che Erklä­rung, war­um immer wie­der Men­schen in MLMs ein­tre­ten. Das Kom­men und Gehen an der Basis unten ist All­tag.

Umsatz­druck

In man­chen MLM-Sys­te­men kommt es vor, dass die Part­ner ihre eige­nen Pro­duk­te kau­fen, um ihre Posi­ti­on im Sys­tem zu hal­ten und die Boni zu kas­sie­ren. Das kann dazu füh­ren, dass sie mehr Pro­duk­te kau­fen, als sie tat­säch­lich ver­kau­fen kön­nen. Nicht sel­ten sam­melt sich da ein Jah­res­vor­rat an, wie man hier aus einer län­ge­ren Erfah­rung lesen kann:

Feh­len­de Trans­pa­renz in MLMs

Wenn man bei MLM-Unter­neh­men nach sol­chen Zah­len sucht, wird man nicht wirk­lich fün­dig. Kann man dann dar­auf ver­trau­en, dass die Regu­lie­rungs­be­hör­den den Über­blick haben? Wohl kaum. Die Trans­pa­renz nach außen beschränkt sich oft auf beein­dru­cken­de Umsatz­stei­ge­run­gen. Wie wenig Trans­pa­renz bei der Ein­kom­mens­of­fen­le­gung herrscht, zeigt ein aktu­el­ler Bericht der Fede­ral Trade Com­mis­si­on (FTC) in den USA: Nur 70 MLMs haben ihre Ein­kom­mens­be­rich­te 🔗 der Part­ner ver­öf­fent­licht.

Ein sel­te­nes Bei­spiel zur “70%Regel” ist Amway. 2012 frag­te das Wall Street Jour­nal die Füh­rungs­kräf­te von Amway, wie viel Pro­zent der Ver­käu­fe an Ein­zel­han­dels­kun­den, also End­kun­den, die kei­ne Part­ner sind, gehen. Amway ant­wor­te­te mit 50%. Die­se Zahl konn­ten sie jedoch nicht bele­gen, und Insi­der behaup­te­ten, die Ant­wort sei erfun­den.

Spä­ter erklär­te Amway in einem eige­nen Doku­ment (“Sales Aid 4400”; inzwi­schen nicht mehr zugäng­lich), dass nur 18% der Pro­duk­te an End­kun­den ver­kauft wer­den. Sol­te dies beleg­bar sein, wirft die­se Dis­kre­panz ernst­haf­te Fra­gen zur Glaub­wür­dig­keit und Trans­pa­renz der gesam­ten MLM-Bran­che auf.

Fazit

Die 70%-Regel ist ein wesent­li­cher Bestand­teil eines nach­hal­ti­gen und recht­lich siche­ren MLM-Geschäfts­mo­dells. Sie för­dert den Ver­kauf an End­kun­den und hilft, die Inte­gri­tät des Unter­neh­mens zu wah­ren. Aller­dings zeigt die Rea­li­tät, dass vie­le MLM-Unter­neh­men Schwie­rig­kei­ten haben, die­se Regel kon­se­quent ein­zu­hal­ten und die not­wen­di­gen Ver­kaufs­zah­len offen­zu­le­gen.

Trans­pa­renz bleibt ein kri­ti­scher Punkt, der oft ver­nach­läs­sigt wird, was zu Miss­trau­en und recht­li­chen Pro­ble­men füh­ren kann. Zudem erschwert die Pra­xis, Ver­triebs­part­nern Rabat­te zu gewäh­ren, die Ein­hal­tung der Regel, da vie­le Part­ner eher als eige­ne bes­te Kun­den agie­ren.

Es ist daher wich­tig, dass MLM-Unter­neh­men und ihre Ver­triebs­part­ner sich aktiv um mehr Trans­pa­renz bemü­hen, um lang­fris­ti­gen Erfolg und recht­li­che Sicher­heit zu gewähr­leis­ten.

Link­samm­lung – Quel­len – Must-Reads

The “70% Rule” (EN)

Mein ers­ter Leser­brief zum The­ma Mul­ti-Level-Mar­ke­ting

Mein ers­ter Leser­brief zum The­ma Mul­ti-Level-Mar­ke­ting

Ich habe letz­tens einen Leser­brief an unser klei­nes “Käse­blatt” im Land der Rüben­zwer­ge ver­fasst.

Ich bin damit aus der Deckung gekom­men und habe mich öffent­lich zum The­ma Mul­ti-Level-Mar­ke­ting aka Net­work-Mar­ke­ting geäu­ßert. Natür­lich nicht posi­tiv. Mit vol­lem Namen. Ja, ich blog­ge hier bereits seit Anfang 2024 u.a. eif­rig zu die­sem The­ma, aber nicht mit ent­spre­chen­der Auf­merk­sam­keit — noch nicht.

Ich hab mir dies reif­lich über­legt mit dem Leser­brief und auch mit mei­nem Part­ner abge­spro­chen — nein, nicht mit mei­nem Netz­werk-Part­ner. ;-). Mit mei­nem Lebens­part­ner und Ehe­mann — dem “Big Trou­ble­ma­ker”.

Wel­cher Arti­kel hat mich zu einem Leser­brief ver­an­lasst? Und war­um?

Es begab sich an einem 21. Sep­tem­ber 2024, als ich über einen Bei­trag von 3 Müt­tern in unse­rer Neu­städ­ter Zei­tung 🔗 stol­per­te mit fol­gen­den Wor­ten in der Über­schrift und im Arti­kel selbst:

  • Müt­ter
  • Busi­ness-Brunch
  • Netz­werk
  • regel­mä­ßig monat­lich

Und da gin­gen sie an — die AntiMLM-Alarm­glo­cken.

Ich habe ver­zwei­felt im Bei­trag nach einer Nen­nung des/der MLMs gesucht und auch nach dem Wort “Wer­bung” im Arti­kel. Für Aus­sen­ste­hen­de und Unwis­sen­de ist der Arti­kel erst­mal harm­los an Müt­ter gerich­tet, die ein Busi­ness betrei­ben oder ein Busi­ness auf­bau­en möch­ten. Klingt doch nett und für­sorg­lich, oder nicht?

Für mich als Ken­ne­rin der MLMs-Sze­ne waren die mar­kan­ten Wor­te klar und ich habe mich sofort an die Müt­ter (meist Mili­ta­ry-Women) aus den USA erin­nert, die hau­fen­wei­se in die MLM-Sys­te­me “ein­ge­so­gen” wer­den. Allein bedingt dadurch, dass sie häu­fig die mili­tä­ri­schen Stand­or­te mit ihren Ehe­män­nern wech­seln müs­sen — da sind neue Bekannt­schaf­ten will­kom­men und eben auch ein Geschäfts­mo­dell, was “orts­un­ab­hän­gig” ist. Und oft sind es eben die neu­en Bekannt­schaf­ten mit Part­nern aus einem Net­work-Mar­ke­ting. You­Tube ist voll davon — oft hört man auch Geschich­ten über “Kalt­ak­qui­se” in Super­märk­ten oder Cafes. Ein gro­ßes MLM aus den USA ist hier ganz groß unter­wegs.

Zum Arti­kel: Arti­kel aus der Neu­städ­ter Zei­tung vom 21. Sep­tem­ber 2024 (Sei­te 18) 🔗

Wie ging es danach wei­ter? Was stand in mei­nem Leser­brief?

Ich habe besag­ten Leser­brief ver­fasst und war gespannt, ob er ver­öf­fent­lich wird.

Hier ist mei­ne Reak­ti­on auf den Zei­tungs­ar­ti­kel — die Über­schrift mei­ner Ant­wort stammt nicht aus mei­ner Feder, trifft es aber auf den Punkt: Leser­brie­fe aus der Neu­städ­ter Zei­tung vom 28. Sep­tem­ber 2024 (Sei­te 6) 🔗

Eine Masche für Mul­ti­le­vel-Mar­ke­ting
Zum Arti­kel „Wie Müt­ter beim Busi­ness-Brunch bes­ser selbst­stän­dig durch­star­ten“ in der Neu­städ­ter Zei­tung vom 21. Sep­tem­ber.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich über die­sen Arti­kel eher ver­wun­dert oder ent­setzt sein soll. Ich fra­ge mich, wie die­ser Arti­kel zustan­de kam und wie genau die Recher­che (sofern vor­han­den) dazu aus­sah. Alle genann­ten Damen sind Part­ne­rin­nen bei „Zin­zi­no“, einem Mul­ti­le­vel-Mar­ke­ting-Unter­neh­men (auch Net­work Mar­ke­ting genannt). Der erwähn­te Busi­ness-Brunchs dient in mei­nen Augen nur dazu, wei­te­re Part­ner für die eige­ne „Down­line“ zur rekru­tie­ren.
MLMs (Mul­ti­le­vel-Mar­ke­ting-Unter­neh­men) sind ein Krebs­ge­schwür in unse­rer Gesell­schaft, da nur das obe­re Pro­zent gut ver­dient. Es ver­dient an jeder ihrer unte­ren Ebe­nen mit. Die rest­li­chen 99 Pro­zent gehen leer aus oder machen Ver­lus­te. Ganz zu schwei­gen von dem zer­stö­re­ri­schen Poten­zi­al für zwi­schen­mensch­li­che Bezie­hun­gen.
Der Begriff „Moms-Busi­ness“ erin­nert stark an die Ver­ei­nig­ten Staa­ten, wo Müt­ter gezielt für sol­che aus­beu­te­ri­schen Sys­tem ange­spro­chen wer­den.
Selbst öffent­lich-recht­li­che Medi­en bie­ten mitt­ler­wei­le aus­rei­chend Infor­ma­tio­nen zu die­sem The­ma und eine 15-minü­ti­ge Goog­le-Recher­che hät­te mehr Details ans Tages­licht gebracht. Es ent­täuscht mich, dass sol­che Prak­ti­ken den Weg in unse­re loka­le Press fin­den. Ich wün­sche mir in Zukunft eine dif­fe­ren­zier­te­re Recher­che im Vor­feld.

Und danach? Es ging wei­ter mit mei­ner Recher­che (läuft per­ma­nent)

Mein Leser­brief ist im Krei­se der “Busi­ness-Müt­ter” nicht gut ange­kom­men, was zu erwar­ten war. In eini­gen Insta­gram-Sto­ries konn­te man den Unmut über mei­nen Leser­brief erken­nen. Denn Kri­tik am MLM-Sys­tem mag kein akti­ver “Part­ner”. Ehe­ma­li­ge “Part­ner” äußern sich ungern. Oft aus Scham, weil kei­ner zuge­ben möch­te, dass man “ver­sagt” hat. Das Sys­tem ist aller­dings so aus­ge­legt, dass 99% wenig bis nichts ver­die­nen. 🔗 Gene­rell ist mir auch in mei­nen ander­wei­ti­gen Recher­chen auf­ge­fal­len, dass manch­mal gro­ßes Unwis­sen dar­über herrscht, in was für einem Ver­triebs­sys­tem sie unter­wegs sind. Oft wur­de Affi­lia­te mit Net­work Mar­ke­ting ver­wech­selt.

Eini­ge Müt­ter gehö­ren (noch) kei­nem MLM an, aber ich bin der Mei­nung, die soge­nann­te “Netz­werk-Erwei­te­rung” soll dem genau dien­lich sein. Min­des­tens aber dem Pro­dukt­ver­kauf und damit dem spä­te­ren, mög­li­chen Ein­stieg. Im Arti­kel heißt es nur “Bran­chen, wie Gesund­heits­be­ra­tung, Social Media, Yoga und Kos­me­tik und mehr …”. Ich fra­ge mich, wie der Arti­kel bei ande­ren Lesern auf­ge­nom­men wor­den wäre, wenn die Pro­dukt- bzw. Fir­men­na­men im Arti­kel erwähnt wor­den wären? Aber dann hät­te der Arti­kel min­des­tens als Wer­bung mar­kiert wer­den müs­sen.

Ich habe noch ein wenig wei­ter gestö­bert und bin im Krei­se der “Busi­ness-Müt­ter” vom letz­ten Brunch plus wei­te­re Tref­fen auf fol­gen­des Ergeb­nis gekom­men:

Unter­neh­men 1

Ein schwe­di­sches Mul­ti-Level-Mar­ke­ting (MLM) Unter­neh­men, das Gesund­heits- und Well­ness­pro­duk­te wie Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel, Gewichts­re­duk­ti­ons­pro­duk­te sowie Gesichts- und Kör­per­pfle­ge­pro­duk­te ver­treibt. Das Geschäfts­mo­dell basiert auf Net­work Mar­ke­ting, bei dem unab­hän­gi­ge Ver­triebs­part­ner Pro­duk­te direkt an Kun­den ver­kau­fen und neue Ver­triebs­part­ner rekru­tie­ren kön­nen.

Unter­neh­men 2

Ein Unter­neh­men, das Medi­zin­tech­nik zur Ver­bes­se­rung der Mikro­zir­ku­la­ti­on ent­wi­ckelt. Ihre Pro­duk­te zie­len dar­auf ab, die Durch­blu­tung zu för­dern und das Wohl­be­fin­den zu stei­gern. Das Unter­neh­men nutzt ein MLM-Modell mit einem glo­ba­len Netz­werk von über 30.000 Ver­triebs­part­nern, die per­sön­li­che Bera­tung bie­ten und von Ver­käu­fen sowie Rekru­tie­run­gen pro­fi­tie­ren.

Unter­neh­men 3

Ein Unter­neh­men, das sich auf Rei­se- und Life­style-Mit­glied­schaf­ten spe­zia­li­siert hat. Es bie­tet Mit­glie­dern Zugang zu exklu­si­ven Rabat­ten auf Rei­sen und umfasst auch Bil­dungs­pro­gram­me (Tra­ding) und Gesund­heits­pro­duk­te. Das Geschäfts­mo­dell basiert auf einer monat­li­chen Mit­glied­schaft und kom­bi­niert ein Affi­lia­te-Pro­gramm mit einem MLM-Modell.

Unter­neh­men 4

Ein öster­rei­chi­sches Unter­neh­men, das fri­sche, natür­li­che Kos­me­tik und Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel her­stellt. Die Pro­duk­te sind frei von künst­li­chen Kon­ser­vie­rungs­stof­fen und das Unter­neh­men legt gro­ßen Wert auf Nach­hal­tig­keit. Es nutzt ein MLM-Modell, bei dem unab­hän­gi­ge Part­ner die Pro­duk­te direkt an Kun­den ver­kau­fen und neue Part­ner rekru­tie­ren kön­nen.

Unter­neh­men 5

Ein gro­ßes Direkt­ver­triebs­un­ter­neh­men, das sich auf Gesund­heit, Well­ness und Schön­heit spe­zia­li­siert hat. Es bie­tet eine brei­te Palet­te an Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­teln und Kos­me­ti­ka an. Das Unter­neh­men nutzt ein MLM-Modell, bei dem unab­hän­gi­ge Ver­triebs­part­ner die Pro­duk­te direkt an Kun­den ver­kau­fen und neue Part­ner rekru­tie­ren kön­nen.

Unter­neh­men 6

Ein ita­lie­ni­sches Unter­neh­men, das hoch­wer­ti­ge Kon­sum­gü­ter wie Par­füms, Pfle­ge­pro­duk­te, Make-up, Haus­halts­rei­ni­ger und Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel her­stellt. Es nutzt ein MLM-Modell, bei dem unab­hän­gi­ge Part­ner die Pro­duk­te direkt an Kun­den ver­kau­fen und neue Part­ner rekru­tie­ren kön­nen.

Unter­neh­men 7

Ein Unter­neh­men, das sich auf medi­zi­ni­sche Wirk­stoff­kos­me­tik spe­zia­li­siert hat. Es bie­tet maß­ge­schnei­der­te Haut­pfle­ge­pro­duk­te an, die auf indi­vi­du­el­len Haut­be­dürf­nis­sen basie­ren. Das Unter­neh­men arbei­tet mit einem Netz­werk von zer­ti­fi­zier­ten Haut­ex­per­ten zusam­men und bie­tet eine Wirk­sam­keits­ga­ran­tie an. Es nutzt ein rei­nes Affi­lia­te-Modell.

Unter­neh­men 8

Ein Direkt­ver­triebs- und MLM-Unter­neh­men, das sich auf Küchen­uten­si­li­en spe­zia­li­siert hat. Es bie­tet Pro­duk­te über Koch­shows und einen Online-Shop an. Das Unter­neh­men wur­de von einem gro­ßen Invest­ment­un­ter­neh­men über­nom­men und ist in vie­len Län­dern ver­tre­ten.

Unter­neh­men 9

Ein fami­li­en­ge­führ­tes Unter­neh­men, das sich auf Was­ser­auf­be­rei­tung spe­zia­li­siert hat. Es bie­tet umwelt­freund­li­che Was­ser­spen­der an, die Plas­tik­fla­schen über­flüs­sig machen. Das Unter­neh­men arbei­tet mit einem Affi­lia­te-Pro­gramm, bei dem Ver­triebs­part­ner Pro­vi­sio­nen erhal­ten.

Unter­neh­men 10

Ein Unter­neh­men, das inno­va­ti­ve Pro­duk­te mit Vibrot­ak­ti­ler Tech­no­lo­gie anbie­tet. Die­se Pro­duk­te sen­den Signa­le an das Ner­ven­sys­tem, um ver­schie­de­ne posi­ti­ve Effek­te zu erzie­len, wie Schmerz­lin­de­rung und Stress­ab­bau. Das Unter­neh­men bie­tet ein Affi­lia­te-Pro­gramm an, bei dem Nut­zer durch den Ver­kauf der Pro­duk­te und die Rekru­tie­rung neu­er Mit­glie­der Pro­vi­sio­nen ver­die­nen kön­nen.

Unter­neh­men 11

Ein Unter­neh­men, das sich auf die Her­stel­lung und den Ver­trieb von Ker­zen und Duft­pro­duk­ten spe­zia­li­siert hat. Es bie­tet eine brei­te Palet­te an Pro­duk­ten, dar­un­ter Ker­zen, Duft­wach­se, Raum­düf­te und deko­ra­ti­ve Acces­soires. Das Geschäfts­mo­dell basiert auf Mul­ti-Level-Mar­ke­ting (MLM), bei dem unab­hän­gi­ge Bera­ter die Pro­duk­te direkt an Kun­den ver­kau­fen und neue Bera­ter rekru­tie­ren kön­nen. Dies ermög­licht es den Bera­tern, durch Pro­vi­sio­nen und Boni ein Ein­kom­men zu erzie­len.

Ich ver­zich­te bewusst auf nament­li­che Nen­nung der Fir­men (außer im Zei­tungs­ar­ti­kel), da ich im Fol­gen­den kri­tisch über das Geschäfts­mo­dell an sich schrei­be. Jeder kann mir ein wenig Recher­che über­prü­fen, wel­che Fir­men in die­ses Ras­ter fal­len. Gern sprecht mich auch direkt an und ich gebe 1:1 Aus­kunft, wenn ihr mehr Details benö­tigt.

Die Aus­beu­te

11 Unter­neh­men, die hier in der Regi­on ihre Ver­triebs­part­ner ansäs­sig haben (wer sich für die wei­te­ren Details inter­es­siert, kann mich gern anschrei­ben oder selbst recher­chie­ren):

  • 7 rei­ne MLMs
  • 1 MLM mit der Opti­on direkt zu bestel­len (ohne Part­ner­be­zug)
  • 2 Affi­lia­tes
  • 1 MLM mit Affi­lia­te

Ledig­lich 1–2 Unter­neh­men davon wür­de ich mei­ner Mei­nung nach als seri­ös bezeich­nen — in Bezug auf das Pro­dukt und/oder das Ver­triebs­sys­tem. Ja, das Ver­triebs­sys­tem ist gesetz­lich legal, aber es gibt genü­gend Grau­zo­nen. Der mora­li­sche Kom­pass ist dabei noch­mal ein ganz ande­res The­ma.

Kritik(en)

Zah­len­freaks und Ken­ner der MLM-Bran­che wis­sen, dass man nur Geld ver­dient, wenn man eine ent­spre­chen­de “Down­line” auf­ge­baut hat — sprich Part­ner rekru­tiert hat. Lei­der ist der Kennt­nis­stand dazu rudi­men­tär oder man möch­te nicht dar­über spre­chen — so ist zumin­dest mei­ne Erfah­rung mit dem The­ma “Busi­ness-Zah­len”. Ich habe bereits vor­ab diver­se Part­ner befragt, aber außer Umsatz­zah­len sind kei­ne Zah­len vor­han­den. Oft wur­de mir ange­bo­ten, die Pro­duk­te durch Ein­stieg als Part­ner zu refi­nan­zie­ren. Bei der Gewinn- und Ver­lust­rech­nung oder der Fra­ge nach dem Aus­rech­nen des Stun­den­lohns sind die meis­ten “gedank­lich aus­ge­stie­gen”. An die­ser Stel­le noch mal der Hin­weis, dass das Finanz­amt gern eine “Gewinn­ab­sicht” sieht — ansons­ten ist da nichts mit “von der Steu­er abset­zen” und man wird als “Lieb­ha­be­rei” 🔗 ein­ge­stuft.

Eine der Damen (kürz­lich neu­en Rang erklom­men) hat auch aktiv Wer­bung auf Insta­gram geschal­tet aktu­ell — mit fol­gen­dem Wort­laut: “in mei­nem kos­ten­lo­sen Video erklä­re ich dir, wie du mit Net­work-Mar­ke­ting 1.000–3.000 Euro pro Monat ver­die­nen kannst. Kom­men­tie­re mit …“
Wer kennt sie nicht, die­se wohl­klin­gen­den Anzei­gen — lieb säu­selnd über finan­zi­el­le Frei­heit und ört­li­che Fle­xi­bi­li­tät. Fehlt nur noch der “Hams­ter und sein Rad”.

Selbst wenn das Brun­chen nur zum “Netz­wer­ken” dient, auf Insta­gram fin­den aller­dings Rekru­tie­run­gen statt — “en mas­se”.

Ver­wand­te Repor­ta­gen

Im öffent­lich-recht­li­chen Fern­se­hen gibt es bereits eini­ge Repor­ta­gen / Pod­casts zu umstrit­te­nen Pro­duk­ten, die ich hier gern ver­lin­ke für die wei­te­re eige­ne Recher­che. Für Wis­sens­durs­ti­ge gibt es noch mehr Inhal­te in mei­ner Biblio­thek 🔗.

Mein Lieb­lings­pod­cast “Quarks Sci­ence Cops” hat eine brand­ak­tu­el­le Fol­ge (#89) zum The­ma Magnet­feld­the­ra­pie im Ange­bot. Das pas­sen­de MLM dazu fin­det sich auch in der obi­gen Auf­zäh­lung wie­der. Unbe­dingt rein­hö­ren! Wer sich für die ver­wen­de­ten Quellen/Studien inter­es­siert, fin­det die­se direkt auf der Quarks-Sei­te 🔗.

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Zum The­ma gefil­ter­tes Was­ser ist man gut bei Dr. Mai Thi Nguy­en-Kim auf­ge­ho­ben — wis­sen­schaft­li­che The­men sind bei ihr immer fak­ten­ba­siert auf­be­rei­tet:

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 Mei­ne Mei­nung: Die Ver­kaufs­tak­tik “mit der Angst um die eige­ne Gesund­heit” für einen Was­ser­fil­ter zu argu­men­tie­ren, ist mei­ner Mei­nung nach höchst unse­ri­ös. Ich habe hier bereits selbst bei einem Funk­ti­ons­me­di­zi­ner die Erfah­rung gemacht, mich dann aber doch wie­der mei­nes Ver­stan­des bedient.

Die Ver­brau­cher­zen­tral Ham­burg 🔗 hat hier bereits 2019 einen Arti­kel ver­öf­fent­licht.

Ich gebe zu, dass ich auch einen Tisch­fil­ter aus zwei Grün­den nut­ze — bes­se­rer Geschmack für Tee/Kaffee und kein Kalk in den dazu­ge­hö­ri­gen zwei Gerät­schaf­ten.

Min­des­tens eine Dame ist im Tra­ding-Bereich wis­sens­er­wei­ternd unter­wegs. Ich äuße­re mich hier­zu nicht und über­las­se dies dem fol­gen­den Bei­trag aus dem schwei­ze­ri­schen öffent­lich-recht­li­chen Rund­funk — erhei­tern­der Dia­lekt :-). Auch die­ses im Bei­trag erwähn­te Net­work-Mar­ke­ting-Unter­neh­men fin­det sich in der obi­gen Auf­zäh­lung wie­der.

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Die Reak­ti­on der “Busi­ness-Com­mu­ni­ty” auf mei­nen Leser­brief

Was ist mit mei­nen Tup­per­schüs­seln und dem Ther­mo­mix?

Eine lus­ti­ger Text wur­de über Insta­gram als Reak­ti­on plat­ziert: “ich wet­te, sie hat Tup­per und Ther­mo­mix im Schrank”. Auf die­se bren­nen­de Fra­ge möch­te ich natür­lich ant­wor­ten — Ach­tung: man kann aus mei­ner Ant­wort auch etwas ler­nen!

Ja, 4 Tup­per-Dosen und 3 Deckel oder so — irgend­wo ist was ver­lo­ren gegan­gen 😉

War­um Tup­per? Weil aus frü­he­ren Pflicht­ver­an­stal­tun­gen im Fami­li­en- und Bekann­ten­kreis es so den Weg gefun­den hat. Man möch­te ja auch, dass die Gast­ge­be­rin für ihre Mühe belohnt wird. Frü­her war es der Spar­schä­ler (güns­tigs­tes Pro­dukt und kann man ja immer gebrau­chen … LOL) plus ein Schüs­sel-Set.

Und natür­lich auch aus Unwis­sen­heit in der dama­li­gen Zeit — ich war auch mal jung und unwis­send. Tja, und die Din­ger hal­ten sich aber auch ein Leben lang … wer sich aber mit MLMs aus­ein­an­der­setzt, weiß, dass Tup­per zwar ein MLM war 🔗, aber die Pro­vi­si­on der Ver­kaufs­par­tys nicht auf die Ebe­nen der Upli­ne ver­teilt wur­de … die Tup­per-Bera­te­rin ging mit ihrem Umsatz 1:1 nach Hau­se — ein gutes MLM also?

Nein. Es gibt kein gutes MLM mei­ner Mei­nung nach. Für uns in Deutsch­land war es 1962 qua­si das ers­te MLM, was über den gro­ßen Teich geschip­pert kam … in den 40er Jah­ren hat Carl Reh­n­borg (Nut­ri­li­te) das MLM-Kon­zept ent­wi­ckelt. Brow­nie Wise 🔗 hat es mit ihren berühm­ten Tup­per­par­ties salon­fä­hig gemacht. Amway war auch bereits früh am Start in Deutsch­land, aber Tup­per ist eben ver­an­ker­ter in unse­ren Köp­fen. Auch bei Tup­per musss­te man sich “ein­kau­fen” (pay­to­play) 🔗 und die­ses Invest­ment erst­mal wie­der erwirt­schaf­ten und hat auch gern Per­so­nen ange­wor­ben.

Ther­mo­mix? Nö, denn ich koche und rüh­re noch selbst sehr gern — zusam­men mit mei­nem Liebs­ten — gern auch bei einem Glas Wein. Voll nost­al­gisch, ey! (Sprech­ton von Oli­ver Wel­ke nut­zen bit­te).
Und auch kei­nen Vor­werk-Staub­sauger. Ob jemand von der Busi­ness-Com­mu­ni­ty einen Hyla zu Hau­se ste­hen hat?

Bin ich “unzu­frie­den” und “instru­iert” wor­den?

Ich wur­de in einer wei­te­ren Sto­ry als “unzu­frie­den” beti­telt und das ich “instru­iert” wor­den wäre — ich fra­ge mich von wem genau? Ich fin­de es scha­de, dass der­ar­ti­ge mani­pu­la­ti­ve Tak­ti­ken genutzt wer­den, um die eige­ne Posi­ti­on zu stär­ken und eige­ne Hin­ter­fra­gun­gen zu ver­mei­den. Aber auch das ist Kul­tur und Mind­sets in MLMs. Oft merkt man selbst nicht, wie man mani­pu­liert wird.

Das ich unzu­frie­den bin, höre ich stän­dig bei Nach­fra­gen und Kri­ti­k­äu­ße­run­gen — das ist lang­sam lang­wei­lig — gähn! Gas­light­ing — wirk­lich? Da tröp­fe­le ich mir doch direkt ein paar Laven­del­öl-Trop­fen aus bekann­ten Krei­sen auf die Schlä­fe zur Ent­span­nung — yikes! Und UnTuf­rie­den kann ich auch kate­go­risch aus­schlie­ßen.

Und war­um soll­te ich mich instru­ie­ren las­sen? Der Zei­tungs­ar­ti­kel for­dert mich auf, mein Wis­sen und mei­ne Mei­nung zu tei­len. Viel­leicht auch die Ein­la­dung im Brief­kas­ten zum “Vital­früh­stück” bei Astrid’s Café um die Ecke? Und natür­lich auch durch mei­ne eige­nen Erfah­run­gen. Sei es durch unan­ge­neh­me Erleb­nis­se in der Fami­lie (die sich auf­grund des Mind­sets der MLMs hal­biert hat) oder im Bekann­ten­kreis (Hey, Hun! bei Face­book) oder ein­fach durch die Akti­vie­rung und Nut­zung mei­nes Ver­stan­des. Ich habe Lust dar­über zu schrei­ben. Und wenn es nur einer Per­son hilft, Mis­si­on erfüllt!

Fazit

Ich bin erschro­cken und auch ein wenig trau­rig zu gleich, wie wenig auf­ge­klärt manch (jun­ge) Menschen/Mütter schei­nen, obwohl das Inter­net genug Infor­ma­tio­nen bereit hält. Oft kann man aber auch nicht unter­schei­den, ob Men­schen bewusst einem MLM bei­getre­ten sind oder gelockt wur­den 🔗 . Letz­te­res ist eben in bestimm­ten Lebens­si­tua­ti­on ein­fa­cher. Oft wenn man selbst in einer vul­ner­ablen Pha­se ist und sich in Umbrü­chen befin­det (Kin­der, Job, Ver­lus­te, Finanz­pro­ble­me …), haben der­ar­ti­ge Sys­te­me leich­ter Zugang zu uns. Appel­lie­ren sie doch an unse­re sehn­lichs­ten Wün­sche! Frei­heit, finan­zi­el­le Frei­heit … und das mög­lichst ein­fach!

Aber wie erklärt man jeman­dem, dass er im Dun­keln tappt, wenn er die Augen fest geschlos­sen hält?

Wir machen uns gern lus­tig über die Ame­ri­ka­ner und ihrem “Ame­ri­can Dream” — MLMs set­zen genau dort an und auch wir las­sen uns davon blen­den. Letzt­lich schafft es nur 1% in MLMs gro­ßes Geld zu ver­die­nen — durch uns, wenn wir ein­stei­gen.

Mir ist bewusst, dass ich mit mei­ner Kri­tik eine ver­meint­lich gute Sache wie “Müt­ter-Busi­ness” oder “Women-Busi­ness” damit nicht ins gute Licht rücke. Anders­her­um fra­ge ich mich auch, ob der­ar­ti­ge Geschäfts­prak­ti­ken wirk­lich auf Ver­trau­en bau­en kön­nen? Oder haben auch alle Besu­cher des “Som­mer-Shop­pings” den Durch­blick, was auf der “Mes­se” prä­sen­tiert wur­de? Oft folgt eben nach dem “Pro­dukt­ver­kauf” die Fra­ge oder der Hin­weis, dass man ja auch selbst “Part­ner” wer­den kann … Ziel bleibt am Ende oft die Rekru­tie­rung,

Heut­zu­ta­ge scheint es, als ob man nicht mehr ein­fach nur Kos­me­ti­ke­rin, Fri­seu­rin, Yoga-Trai­ne­rin oder Ernäh­rungs­be­ra­te­rin sein kann. Muss da wirk­lich immer ein MLM (Mul­ti-Level-Mar­ke­ting) mit im Spiel sein? Für mich hat das einen selt­sa­men Bei­geschmack. Es wirkt, als könn­ten die­se Beru­fe nicht mehr für sich allein ste­hen, son­dern müss­ten immer mit Netz­werk-Mar­ke­ting ver­knüpft sein. Eine ande­re The­se, die es zu über­prü­fen gilt: nut­zen Net­work-Mar­ke­ting-Part­ner ihren “vor­he­ri­gen” Berufs­ti­tel, um ent­spre­chen­de Glaub­haf­tig­keit zu signa­li­sie­ren? Bei­spiel: vor­ma­li­ge Kin­der­kran­ken­schwes­ter — jetzt Gesund­heits­coach für die gan­ze Fami­lie. Dazu aber ggfs. mehr in einem spä­te­ren Blog­ar­ti­kel.

Belast­ba­re Zah­len wur­den mir bis­her in mei­nen ande­ren Recher­chen nie prä­sen­tiert. Im mög­li­chen Pitch bei einer Kaf­fee­tas­se oder im Zoom wird dies hier mei­ner Mei­nung nach nicht anders sein. Und das Sug­ge­rie­ren von einem eige­nen “Busi­ness” ist irre­füh­rend — man ist ledig­lich ein Ver­triebs­part­ner. Mein eige­nes Geschäft kann man mir von heu­te auf mor­gen nicht weg­neh­men — MLMs aller­dings kön­nen von heu­te auf mor­gen “schlie­ßen” oder ihr Busi­ness-Modell ändern 🔗. Beau­ty­coun­ter in den USA hat im April 2024 die Tore geschlos­sen — unklar ist, wann sie wie­der öff­nen und mit wel­chem Modell (ich ver­mu­te rei­nes Affi­lia­te). Fakt ist: 65.000 Part­ner waren von heu­te auf mor­gen kei­ne Part­ner mehr 🔗  und hat­ten null Ein­nah­men.

Seriö­se Bera­tung für einen Busi­ness-Auf­bau oder bestehen­des Busi­ness sieht mei­ner Mei­nung nach anders aus.
Ethik und Moral im Mul­ti-Level-Mar­ke­ting? Wenn 99% der Part­ner wenig bis nichts ver­die­nen?

Ich war­te gedul­dig auf einen Ant­wort-Leser­brief, der mit Sicher­heit kom­men wird und ver­mut­lich min­des­tens die Aus­sa­ge “wir sind kei­ne Schnee­ball­sys­te­me” ent­hal­ten wird. Ein mitt­ler­wei­le typi­scher Satz. Fröh­li­chen Tag der Deut­schen Ein­heit!

„Auf­klä­rung ist der Aus­gang des Men­schen aus sei­ner selbst ver­schul­de­ten Unmün­dig­keit. Unmün­dig­keit ist das Unver­mö­gen, sich sei­nes Ver­stan­des ohne Lei­tung eines ande­ren zu bedie­nen. Selbst­ver­schul­det ist die­se Unmün­dig­keit, wenn die Ursa­che der­sel­ben nicht am Man­gel des Ver­stan­des, son­dern der Ent­schlie­ßung und des Mutes liegt, sich sei­ner ohne Lei­tung eines ande­ren zu bedie­nen. ‚Sape­re aude! 🔗 Habe Mut, dich dei­nes eige­nen Ver­stan­des zu bedie­nen!‘ ist also der Wahl­spruch der Auf­klä­rung.“

Imma­nu­el Kant

Wan­del? MLMs in den USA ändern ihr Geschäfts­mo­dell zu rei­nem Affi­lia­te

Wan­del? MLMs in den USA ändern ihr Geschäfts­mo­dell zu rei­nem Affi­lia­te

In letz­ter Zeit haben eini­ge bekann­te MLM-Unter­neh­men in den USA beschlos­sen, ihr Geschäfts­mo­dell zu ändern und auf Affi­lia­te-Pro­gram­me umzu­stei­gen.

Zu den jüngs­ten Bei­spie­len des Wan­dels gehö­ren Bodi 🔗 und Rodan + Fields (R+F) 🔗. Aber sie sind nicht die ein­zi­gen – auch ande­re Unter­neh­men wie Sim­ply­Fun und Pure Romance haben die­sen Schritt gewagt. Wei­te­re wer­den sicher­lich fol­gen … das MLM MONAT hat auch vor nicht all­zu­lan­ger Zeit ange­fan­gen, per VIP-Club direkt an die Ver­brau­cher über die Web­site zu ver­kau­fen.

War­um der Wech­sel?

Effi­zi­enz und Wachs­tum

Unter­neh­men wie Bodi haben erkannt, dass ein Wan­del nur effi­zi­en­ter, son­dern auch deut­lich ska­lier­ba­rer ist. Bodi hat ange­kün­digt, dass sie ab dem 1. Novem­ber 2024 von einem tra­di­tio­nel­len MLM-Netz­werk zu einem ein­heit­li­chen Affi­lia­te-Pro­gramm wech­seln wer­den. Die­se stra­te­gi­sche Ände­rung zielt dar­auf ab, die Geschäfts­ab­läu­fe zu straf­fen und das Unter­neh­men auf einen Kurs des pro­fi­ta­blen Wachs­tums aus­zu­rich­ten. Durch die Ver­ein­fa­chung der Ver­triebs­struk­tur kön­nen Res­sour­cen bes­ser genutzt und die Reich­wei­te des Unter­neh­mens erheb­lich erwei­tert wer­den.

Ein­fa­che­re Struk­tur

Ein wei­te­res Bei­spiel ist Rodan + Fields, die bereits im Sep­tem­ber 2024 den Wan­del zum neu­en Modell voll­zo­gen haben. Die­se Ent­schei­dung wur­de getrof­fen, um die Kun­den- und Bera­ter­er­fah­rung zu ver­ein­fa­chen und gleich­zei­tig die Ver­wal­tungs­kos­ten zu sen­ken. Durch die Umstel­lung kön­nen Bera­ter sich stär­ker auf den Ver­kauf und die Kun­den­be­treu­ung kon­zen­trie­ren, ohne sich mit den kom­ple­xen Struk­tu­ren und Anfor­de­run­gen eines MLM-Sys­tems aus­ein­an­der­set­zen zu müs­sen.

Markt­an­pas­sung

Der MLM-Markt steht zuneh­mend unter Kri­tik und regu­la­to­ri­schem Druck. Ein Affi­lia­te-Modell bie­tet eine trans­pa­ren­te­re und weni­ger kon­tro­ver­se Alter­na­ti­ve, die sowohl für neue Part­ner als auch für Kun­den attrak­ti­ver ist. Durch die Redu­zie­rung von Miss­ver­ständ­nis­sen und poten­zi­el­len Kon­flik­ten kann ein Affi­lia­te-Modell das Ver­trau­en und die Zufrie­den­heit aller Betei­lig­ten erhö­hen. Dies macht es zu einer zeit­ge­mä­ßen und zukunfts­si­che­ren Wahl für Unter­neh­men, die in einem sich wan­deln­den Markt­um­feld bestehen wol­len.

Die Schat­ten­sei­ten des Wan­dels

Ver­lust der eige­nen Down­line

Eine der größ­ten Her­aus­for­de­run­gen für bestehen­de MLM-Part­ner ist der Ver­lust ihrer Down­line. In einem MLM-Sys­tem ver­die­nen Part­ner nicht nur durch ihre eige­nen Ver­käu­fe, son­dern auch durch die Ver­käu­fe ihrer Rekru­tier­ten. Mit dem Über­gang zu ande­ren Modelll ent­fällt die­se Ein­kom­mens­quel­le, was für vie­le Part­ner einen erheb­li­chen finan­zi­el­len Ver­lust bedeu­tet. Für eini­ge mag dies eine bit­te­re Pil­le sein, und es ist nicht unge­wöhn­lich, dass hier und da ein wenig Scha­den­freu­de auf­kommt. Beson­ders bei denen, die die Prak­ti­ken des MLM-Sys­tems immer kri­tisch gese­hen haben. Den­noch soll­te man nicht ver­ges­sen, dass vie­le Part­ner unwis­send in ein MLM-Sys­tem gera­ten sind und nun vor gro­ßen finan­zi­el­len Her­aus­for­de­run­gen ste­hen.

Wenn du wirk­lich dein eige­nes Unter­neh­men besitzt und führst, kann es dir nie­mand über Nacht weg­neh­men.

Unsi­cher­heit und Anpas­sung

Vie­le Part­ner müs­sen sich nun an das neue Sys­tem anpas­sen, was Unsi­cher­heit und Frus­tra­ti­on ver­ur­sa­chen kann. Die Umstel­lung erfor­dert neue Stra­te­gien und mög­li­cher­wei­se auch neue Fähig­kei­ten, um im neu­en Modell erfolg­reich zu sein. Die­se Pha­se der Anpas­sung kann für vie­le eine stres­si­ge Zeit sein, da sie sich in einem völ­lig neu­en Umfeld zurecht­fin­den müs­sen. Hier ist Mit­ge­fühl ange­bracht, denn der Über­gang ist nicht ein­fach und erfor­dert viel Lern­be­reit­schaft und Fle­xi­bi­li­tät.

Ver­min­der­te Ein­nah­men

Wäh­rend eini­ge Part­ner von höhe­ren Pro­vi­sio­nen im neu­en Modell pro­fi­tie­ren könn­ten, wer­den ande­re mög­li­cher­wei­se fest­stel­len, dass ihre Gesamt­ein­nah­men sin­ken, ins­be­son­de­re wenn sie stark von ihrer Down­line abhän­gig waren. Dies kann zu erheb­li­chen finan­zi­el­len Ein­bu­ßen füh­ren und die Exis­tenz­grund­la­ge vie­ler Part­ner bedro­hen. Vie­le Part­ner ste­hen nun vor der Her­aus­for­de­rung, ihre Ein­kom­mens­quel­len neu zu struk­tu­rie­ren und sich an die ver­än­der­ten Bedin­gun­gen anzu­pas­sen.

Wei­te­re Unter­neh­men, die gewech­selt haben

Neben Bodi und Rodan + Fields haben auch ande­re Unter­neh­men den Wech­sel voll­zo­gen. Sim­ply­Fun und Pure Romance sind Bei­spie­le für Unter­neh­men, die kom­plett umge­stellt haben. Auch Seint, eine bekann­te Make-up-Mar­ke, hat im Juli 2024 ange­kün­digt, dass sie ab Okto­ber 2024 auf ein erwei­ter­tes Affi­lia­te-Pro­gramm umstei­gen wer­den.

Vor­tei­le für die Gesell­schaft

Ein wei­te­rer wich­ti­ger Aspekt des Wech­sels ist der gesell­schaft­li­che Nut­zen und die Aus­rich­tung an einem „mora­li­schen Kom­pass“. Affi­lia­te-Pro­gram­me sind oft trans­pa­ren­ter und ethi­scher als tra­di­tio­nel­le MLM-Model­le. Hier sind eini­ge Grün­de, war­um:

Weni­ger Druck auf Rekru­tie­rung

Im neu­en Modell liegt der Fokus auf dem Ver­kauf von Pro­duk­ten und nicht auf der Rekru­tie­rung neu­er Mit­glie­der. Dies redu­ziert den Druck auf Part­ner, stän­dig neue Mit­glie­der zu wer­ben, was oft als unethisch und aus­beu­te­risch ange­se­hen wird. Die­se Ver­än­de­rung för­dert ein gesün­de­res und ver­trau­ens­vol­le­res Umfeld, in dem sich Part­ner auf den Auf­bau ech­ter Kun­den­be­zie­hun­gen kon­zen­trie­ren kön­nen, anstatt sich auf aggres­si­ve Rekru­tie­rungs­stra­te­gien zu ver­las­sen. Dies kann auch dazu bei­tra­gen, fami­liä­re Bezie­hun­gen zu stär­ken, da der Druck, Freun­de und Fami­li­en­mit­glie­der in das Geschäft ein­zu­be­zie­hen, ent­fällt.

Trans­pa­renz und Fair­ness

Affi­lia­te-Pro­gram­me bie­ten kla­re und trans­pa­ren­te Ver­gü­tungs­struk­tu­ren. Part­ner wer­den für ihre direk­ten Ver­käu­fe belohnt, was zu einer fai­re­ren und nach­voll­zieh­ba­re­ren Ein­kom­mens­ver­tei­lung führt. Die­se Trans­pa­renz schafft Ver­trau­en sowohl bei den Part­nern als auch bei den Kun­den, da alle Betei­lig­ten genau wis­sen, wie und war­um sie bezahlt wer­den. Ein sol­ches Sys­tem för­dert ein Gefühl der Fair­ness und Gemein­schaft, das in tra­di­tio­nel­len MLM-Model­len oft fehlt.

Gerin­ge­res Risi­ko

Da Affi­lia­te-Pro­gram­me kei­ne gro­ßen Anfangs­in­ves­ti­tio­nen oder monat­li­chen Min­dest­käu­fe erfor­dern, sind sie für vie­le Men­schen zugäng­li­cher und weni­ger ris­kant. Dies kann dazu bei­tra­gen, finan­zi­el­le Belas­tun­gen und Schul­den zu ver­mei­den, die oft mit MLM-Pro­gram­men ver­bun­den sind. Für Fami­li­en bedeu­tet dies eine gerin­ge­re finan­zi­el­le Belas­tung und mehr Sicher­heit, da das Risi­ko, Geld zu ver­lie­ren, mini­miert wird. Dies kann zu einem har­mo­ni­sche­ren Fami­li­en­le­ben bei­tra­gen, da finan­zi­el­le Sor­gen redu­ziert wer­den.

Ver­trau­en und ethi­sche Ver­ant­wor­tung

Ein Affi­lia­te-Modell kann auch das Ver­trau­en in die Mar­ke und das Unter­neh­men stär­ken. Da der Fokus auf dem Ver­kauf von qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­gen Pro­duk­ten liegt und nicht auf der Rekru­tie­rung, kön­nen Part­ner stolz auf ihre Arbeit sein und wis­sen, dass sie Teil eines ethisch ver­ant­wor­tungs­vol­len Unter­neh­mens sind. Dies kann zu einer stär­ke­ren Iden­ti­fi­ka­ti­on mit der Mar­ke und einer höhe­ren Zufrie­den­heit bei den Part­nern füh­ren, was wie­der­um posi­ti­ve Aus­wir­kun­gen auf ihre Fami­li­en und sozia­len Krei­se haben kann.

Fazit

Der Über­gang von MLM zu Affi­lia­te-Pro­gram­men spie­gelt einen bedeu­ten­den Wan­del in der Direkt­ver­triebs­bran­che 🔗 wider. Wäh­rend die­se Ver­än­de­rung für die Unter­neh­men selbst vie­le Vor­tei­le bringt, ste­hen die Part­ner vor erheb­li­chen Her­aus­for­de­run­gen. Gleich­zei­tig bie­tet der Wech­sel jedoch auch gesell­schaft­li­che Vor­tei­le, indem es ethi­sche­re und trans­pa­ren­te­re Geschäfts­prak­ti­ken för­dert. Es bleibt abzu­war­ten, wie sich die­ser Trend wei­ter­ent­wi­ckelt und wel­che lang­fris­ti­gen Aus­wir­kun­gen er auf die Bran­che haben wird. Es wäre wün­schens­wert, wenn sich die­ser Trend fort­setzt — auch in Euro­pa.

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Inco­me Dis­clo­sure State­ment im MLM — Die Wahr­heit über Ver­dienst­mög­lich­kei­ten und finan­zi­el­le Risi­ken

Inco­me Dis­clo­sure State­ment im MLM — Die Wahr­heit über Ver­dienst­mög­lich­kei­ten und finan­zi­el­le Risi­ken

Hast du dich schon mal über die wah­re Geschich­te hin­ter den häu­fi­gen Ver­spre­chen von finan­zi­el­ler Frei­heit in MLMs gewun­dert? Die Ant­wor­ten fin­dest du im soge­nann­ten Inco­me Dis­clo­sure State­ment (Ein­kom­mens­of­fen­le­gung) der MLMs.

Die­ser oft beschei­de­ne Bericht ist der Schlüs­sel zum Ver­ständ­nis der Finanz­land­schaft von MLM-Unter­neh­men und den tat­säch­li­chen Ein­nah­men ihrer Part­ner. In die­sem Blog­bei­trag wer­den wir uns mit der Bedeu­tung der MLM Inco­me Dis­clo­sure State­ment befas­sen und zum Schluss auch das Augen­merk auf das soge­nann­te “Durch­schnitts­ein­kom­men” haben.

Lei­der stel­len die meis­ten MLMs kei­ne Inco­me Dis­clo­sure State­ments bereit. Wei­ter­le­sen lohnt sich den­noch.

Was ist das “Inco­me Dis­clo­sure State­ment” und ist das nicht der “Com­pen­sa­ti­on Plan”?

Com­pen­sa­ti­on Plan / Mar­ke­ting­plan

Der “Com­pen­sa­ti­on Plan”, zu deutsch “Mar­ke­ting­plan” ist das Doku­ment, was dir in der Regel vor dem Ein­stieg in ein MLM vor­ge­legt wird. Hier sieht man die jewei­li­gen Part­ner­stu­fen, die man errei­chen kann.

Ein Mar­ke­ting­plan im Mul­ti-Level-Mar­ke­ting (MLM) legt fest, wie Ver­triebs­part­ner für ihre Ver­kaufs- und Rekru­tie­rungs­ak­ti­vi­tä­ten bezahlt wer­den. Wor­über der Mar­ke­ting­plan kei­ne Aus­kunft gibt: wie­viel Ver­käu­fer es bereits gibt und ob evtl. auch schon eine Markt­sät­ti­gung vor­han­den ist.

Es gibt ver­schie­de­ne Arten von Plä­nen, die jeweils unter­schied­li­che Pro­vi­si­ons­mo­del­le und Hier­ar­chien haben. Hier sind ein paar der gän­gigs­ten:

  • Breaka­way-Plan: Ver­triebs­part­ner errei­chen bestimm­te Pro­vi­si­ons­stu­fen basie­rend auf ihrem eige­nen und dem Grup­pen­um­satz. Sobald sie eine bestimm­te Stu­fe errei­chen, “bre­chen” sie von ihrer ursprüng­li­chen Grup­pe ab und bil­den eine eige­ne Ein­heit.
  • Matrix-Plan: Die­ser Plan begrenzt die Anzahl der Ver­triebs­part­ner pro Ebe­ne. Sobald eine Ebe­ne voll ist, müs­sen neue Part­ner in tie­fe­re Ebe­nen ein­ge­fügt wer­den.
  • Uni­le­vel-Plan: Hier kön­nen Ver­triebs­part­ner unbe­grenzt vie­le direk­te Part­ner rekru­tie­ren, aber die Pro­vi­si­ons­zah­lun­gen sind oft auf eine bestimm­te Anzahl von Ebe­nen begrenzt.
  • Binär-Plan: Ver­triebs­part­ner wer­den in zwei “Bei­ne” auf­ge­teilt. Die Pro­vi­sio­nen basie­ren auf dem schwä­che­ren Bein, was bedeu­tet, dass bei­de Bei­ne gleich­mä­ßig wach­sen müs­sen, um maxi­ma­le Ver­gü­tun­gen zu erhal­ten.

Klei­ne Fun-Fra­ge: Ich grün­de mein eige­nes selbst­stän­di­ges Busi­ness und star­te ganz “unten” und muss “Rän­ge” errei­chen 🔗?

Inco­me Dis­clo­sure State­ments (IDS) / Ein­kom­mens­of­fen­le­gung

Ein Ein­kom­mens­of­fen­le­gung im Mul­ti-Level-Mar­ke­ting (MLM) ist im Grun­de ein Doku­ment, das MLM-Fir­men erstel­len, um eine rea­lis­ti­sche Schät­zung des Ein­kom­mens ihrer Ver­triebs­part­ner zu geben. Die­se Infos sol­len für Trans­pa­renz sor­gen und neu­en Part­nern zei­gen, was sie tat­säch­lich ver­die­nen könn­ten.

In Deutsch­land gibt es lei­der kei­ne spe­zi­fi­sche gesetz­li­che Ver­pflich­tung für Mul­ti-Level-Mar­ke­ting (MLM)-Unternehmen, Ein­kom­mens­of­fen­le­gun­gen zu ver­öf­fent­li­chen. Aller­dings müs­sen MLMs, wie alle Unter­neh­men, die all­ge­mei­nen gesetz­li­chen Anfor­de­run­gen an Trans­pa­renz und Ver­brau­cher­schutz ein­hal­ten. Dies kann je nach Geschäfts­mo­dell und Struk­tur des Unter­neh­mens vari­ie­ren.

Spoi­ler: Oft zei­gen die­se Anga­ben, dass die meis­ten Teil­neh­mer weni­ger als 1.000 Euro im Jahr ver­die­nen. Das heißt, vie­le Ver­triebs­part­ner machen nur ein klei­nes Ein­kom­men, wenn über­haupt.

Eine Ein­kom­mens­of­fen­le­gung am Bei­spiel Amway

Du kannst das Inco­me Dis­clo­sure State­ment für Amway auf der offi­zi­el­ler Web­site fin­den. Hier ist der direk­te Link zur Ein­kom­mens­of­fen­le­gung für die USA 🔗. Die­ses Doku­ment aus 2023 bie­tet einen trans­pa­ren­ten Über­blick über das Ver­dienst­po­ten­zi­al für die­je­ni­gen, die dem Amway-Geschäft bei­tre­ten.

Das Inco­me Dis­clo­sure State­ment von Amway zeigt detail­liert, wie viel Amway’s Part­ner im Durch­schnitt ver­die­nen. Hier sind eini­ge wich­ti­ge Punk­te:

  • Durch­schnitt­li­ches Ein­kom­men: Das Doku­ment gibt an, wie viel die Part­ner in ver­schie­de­nen Stu­fen des Geschäfts im Durch­schnitt ver­die­nen. Es zeigt auch die Ver­tei­lung der Ein­kom­men, um zu ver­deut­li­chen, dass die meis­ten Part­ner nur ein gerin­ges Ein­kom­men erzie­len, wäh­rend weni­ge hohe Ein­kom­men haben.
  • Ein­kom­mens­quel­len: Part­ner ver­die­nen Geld durch den Ver­kauf von Pro­duk­ten und durch Boni, die auf dem Umsatz ihres Teams basie­ren. Das Doku­ment erklärt, wie die­se Boni berech­net wer­den und wel­che Vor­aus­set­zun­gen erfüllt sein müs­sen.
  • Zeit­auf­wand und Enga­ge­ment: Es wird betont, dass das Ein­kom­men stark vom indi­vi­du­el­len Ein­satz, den Fähig­kei­ten und der Erfah­rung des Part­ners abhängt. Vie­le Part­ner betrei­ben das Geschäft neben­be­ruf­lich und erzie­len daher nur ein gerin­ges Ein­kom­men.
  • Kos­ten und Aus­ga­ben: Das Doku­ment weist auch dar­auf hin, dass die Part­ner Aus­ga­ben für den Betrieb ihres Geschäfts haben, die das Ein­kom­men beein­flus­sen kön­nen.

Kern­aus­sa­gen

54% der Part­ner habe kei­ne Ein­nah­men.

46% der Part­ner haben Ein­nah­men, die sich wie folgt auf­tei­len:

  • 36% ver­die­nen zwi­schen $1 und $499 jähr­lich.
  • 8% ver­die­nen zwi­schen $500 und $2.499 jähr­lich.
  • 2% ver­die­nen zwi­schen $2.500 und $19.999 jähr­lich.
  • 0.2% ver­die­nen $20.000 oder mehr jähr­lich.

Fall­stri­cke in der Inter­pre­ta­ti­on des Inco­me Dis­clo­sure State­ments

Kei­nen Über­blick über Geschäfts­aus­ga­ben

Weder der Mar­ke­ting­plan noch das Inco­me Dis­clo­sure State­ment beinhal­tet den Punkt “Kos­ten”, die für einen Betrieb anfal­len. Die­ser Punkt wird oft unter den Tisch fal­len gelas­sen.

Was vie­le auch außer Acht las­sen: in den meis­ten MLMs musst du ent­we­der die Pro­duk­te selbst auch nut­zen. Logisch, denn du sollst ja auch die Erfah­run­gen tei­len — du bist somit der Mar­ken­bot­schaf­ter, musst dafür aber bezah­len. Damit sind dies klar Aus­ga­ben für den Betrieb.

Regel­mä­ßi­ge Tref­fen, Busi­ness-Aka­de­mien und Con­ven­ti­ons sind eben­falls häu­fi­ge Kos­ten­punk­te im MLM. Die­se Tref­fen kön­nen wöchent­lich oder monat­lich statt­fin­den und oft eine Teil­nah­me­ge­bühr beinhal­ten, die zwi­schen 10 und 50 Euro pro Tref­fen lie­gen kann, abhän­gig von der Loca­ti­on und den ange­bo­te­nen Res­sour­cen. Busi­ness-Aka­de­mien, Schu­lun­gen und Con­ven­ti­ons sind oft umfang­rei­cher und kön­nen meh­re­re Tage dau­ern. Die Teil­nah­me­ge­büh­ren für sol­che Ver­an­stal­tun­gen kön­nen zwi­schen 100 und 500 Euro oder mehr betra­gen, je nach Umfang und Renom­mee der Ver­an­stal­tung. Zusätz­lich kön­nen Rei­se­kos­ten, Unter­kunft und Ver­pfle­gung anfal­len.

Bei mei­nen Recher­chen bzw. Rück­fra­gen zu ver­schie­de­nen MLMs ist mir auch immer ein Zah­len­un­ver­ständ­nis begeg­net. Oft wird der Umsatz als die Zahl der Zah­len ange­ge­ben. Wenn ich dann nach Kos­ten und Auf­wen­dun­gen gefragt habe, kam oft die Ant­wort, “man hät­te ja kei­ne”. Ich fra­ge mich, wie Part­ner in das MLM-Sys­tem geführt wer­den und wo der betriebs­wirt­schaft­li­che Aspekt bei die­sem Gewer­be (auch wenn es oft erst­mal nur ein Neben­er­werb ist) bleibt. Wenn ich dann nach einer Gewinn- und Ver­lust­rech­nung gefragt habe und ob sie denn mal ihren Stun­den­lohn aus­rech­net haben, sind vie­le “aus­ge­stie­gen”. Ich hof­fe, dass ein evtl. Steu­er­be­ra­ter hier einen ver­nünf­ti­genn Blick auf das Zah­len­the­ma för­dern kann.

Ich habe auch oft gehört, dass ich die­se Kos­ten ja von der Steu­er abset­zen kann … ja logisch! Wenn du über Jah­re hin­weg aber nur Ver­lus­te ein­fährst, wird das Finanz­amt gern genau­er hin­schau­en. Es ist wich­tig, dass die Gewinn­erzie­lungs­ab­sicht klar erkenn­bar ist, um steu­er­li­che Vor­tei­le nut­zen zu kön­nen. Sonst ist es nur eine “Lieh­ha­be­rei” 🔗. Und damit ent­fällt dann die Mög­lich­keit für steu­er­li­chen Vor­tei­le.

Es gibt auch hier­zu ein gutes Bei­spiel von Amway-Part­nern. Ein Urteil aus 1999 beleg­te, dass man hohe Ver­lus­te im MLM ein­fah­ren kann. Hier gehts zum Arti­kel 🔗. Ein wei­te­res Urteil aus 2011 aus Nie­der­sach­sen ist hier zu fin­den 🔗.

“Durch­schnitt­li­ches Ein­kom­men”

Ein häu­fi­ger Stol­per­stein bei Mul­ti-Level-Mar­ke­ting (MLM) ist das “durch­schnitt­li­che Ein­kom­men”. MLM-Fir­men zei­gen oft beein­dru­cken­de Durch­schnitts­ein­kom­men ihrer Ver­triebs­part­ner, um neue Leu­te anzu­wer­ben. Aber lass dich nicht täu­schen! Die­se Zah­len kön­nen durch ein paar Top-Ver­die­ner stark ver­zerrt sein.

Stell dir vor, du siehst eine Wer­bung, die dir ein hohes Ein­kom­men ver­spricht, wenn du dich dem MLM anschließt. Klingt ver­lo­ckend, oder? Doch in Wirk­lich­keit ver­die­nen die meis­ten Mit­glie­der viel weni­ger, und nur eine hand­voll Men­schen erreicht die­se hohen Sum­men. Die­se weni­gen Top-Ver­die­ner heben den Durch­schnitt an, sodass es so aus­sieht, als ob alle gut ver­die­nen.

Es ist wich­tig, dass du dir bewusst machst, dass die­se Durch­schnitts­zah­len nicht die Rea­li­tät für die Mehr­heit der Teil­neh­mer wider­spie­geln. Also, sei vor­sich­tig und lass dich nicht von glän­zen­den Zah­len blen­den!

Ein­fa­ches Rechen­bei­spiel zur Ver­deut­li­chung: Wenn eine Per­son 100.000 Euro im Jahr ver­dient und 9 Per­so­nen jeweils 5 Euro, dann ist das durch­schnitt­li­che Ein­kom­men für jeden der 10 Per­so­nen 10.004 Euro.

Der aktu­el­le Staff Report der FTC!

Die Fede­ral Trade Com­mis­si­on (FTC) in den USA hat im Sep­tem­ber 2024 einen aktu­el­len Report her­aus­ge­bracht.

In die­sem Bericht hat die Fede­ral Trade Com­mis­si­on (FTC) die Ein­kom­mens­of­fen­le­gun­gen von 70 ver­schie­de­nen Mul­ti-Level-Mar­ke­ting-Unter­neh­men (MLMs) unter die Lupe genom­men. Es gibt natür­lich noch viel mehr MLMs, aber lei­der legen nicht alle ihre Ein­kom­mens­de­tails offen.

Hier sind die wich­tigs­ten Erkennt­nis­se zusam­men­ge­fasst aus dem Bericht:

Ein­kom­mens­ver­tei­lung

Die meis­ten Teil­neh­mer ver­die­nen weni­ger als $1.000 pro Jahr, was weni­ger als $84 pro Monat ent­spricht. Dies berück­sich­tigt oft nicht die Aus­ga­ben, die mit dem Geschäft ver­bun­den sind.

Kei­ne Ein­künf­te

In min­des­tens 17 der ana­ly­sier­ten MLMs ver­die­nen die meis­ten Teil­neh­mer über­haupt kein Geld. Null. Nada.

Feh­len­de Trans­pa­renz

Vie­le MLMs sind nicht gera­de trans­pa­rent, wenn es um die Offen­le­gung ihrer Ein­kom­mens­ver­tei­lung geht. Das lässt natür­lich Raum für Spe­ku­la­tio­nen und Miss­trau­en.

Der Bericht hebt die Not­wen­dig­keit her­vor, dass MLMs kla­re­re und genaue­re Ein­kom­mens­of­fen­le­gun­gen bereit­stel­len, um poten­zi­el­len Teil­neh­mern eine rea­lis­ti­sche Vor­stel­lung von den Ver­dienst­mög­lich­kei­ten zu geben.
Der Bericht soll Ver­brau­chern hel­fen, fun­dier­te Ent­schei­dun­gen zu tref­fen, bevor sie sich einem MLM anschlie­ßen.

Fazit

Kurz­fas­sung: No more words nee­ded.

Lang­fas­sung: Das Ein­kom­mens­of­fen­le­gungs­do­ku­ment von Amway selbst bestä­tigt hier nicht auf den 1. Blick, dass 99% der Teil­neh­mer im Mul­ti-Level-Mar­ke­ting (MLM) Ver­lus­te machen. Es zeigt jedoch sehr gut, dass ein gro­ßer Pro­zent­satz der Amway-Part­ner nur gerin­ge oder kei­ne Ein­nah­men erzielt. Jedoch feh­len sämt­li­che Betriebs­aus­ga­ben in der Betrach­tung, was am Ende ein ande­res Zah­len­bild zei­gen dürf­te.

Unab­hän­gi­ge Stu­di­en und Berich­te über MLMs im All­ge­mei­nen haben gezeigt, dass vie­le Teil­neh­mer Schwie­rig­kei­ten haben, Gewin­ne zu erzie­len, und dass die Mehr­heit der Teil­neh­mer Ver­lus­te erlei­det, wenn man die Kos­ten für Pro­duk­te, Schu­lun­gen und ande­re geschäfts­be­zo­ge­ne Aus­ga­ben berück­sich­tigt.

Klingt fast wie ein schlech­ter Witz, oder?

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Mehr Infor­ma­tio­nen
Net­work-Mar­ke­ting — typi­sche Phra­sen

Net­work-Mar­ke­ting — typi­sche Phra­sen

Wenn es eine Sache gibt, die Men­schen in Mul­ti-Level-Mar­ke­ting-Sys­te­men oder im Net­work-Mar­ke­ting oft ver­mis­sen las­sen, dann ist es Ori­gi­na­li­tät.

Von Net­work-Mar­ke­ting aus dem Bereich Beau­ty & Health, bis hin zu Rei­se­un­ter­neh­men, zwei­fel­haf­ten Forex-Händ­lern, Fit­ness-Trai­nern und nichts­sa­gen­den Was­ser-Fil­ter-Ver­trieb­lern. Die Spra­che, die sie ver­wen­den, ist immer die glei­che.

So pein­lich es auch sein mag, so vie­le kopier­te und ein­ge­füg­te Absät­ze über den immer glei­chen Unsinn zu sehen, ist eigent­lich gar nicht so schlecht, da es uns wirk­lich ver­dammt ein­fach macht, Net­work-Marekting-Unter­neh­men und zwie­lich­ti­ge MLM-Geschäfts­mo­del­le zu erken­nen — man muss nur wis­sen, wonach man suchen muss.

Lass uns einen Blick dar­auf wer­fen — hier sind alle Phra­sen, mit denen Mit­glie­der ver­su­chen wer­den, dich dazu zu brin­gen, ihrem Team bei­zu­tre­ten.

Sei dein eige­ner Chef!

Hast du jemals jeman­den auf Social Media gese­hen, der eine Chan­ce anpreist, bei der du angeb­lich dein eige­ner Chef sein kannst? Es ist sehr wahr­schein­lich, dass es sich dabei um ein Mul­ti-Level-Mar­ke­ting (MLM) han­delt.

Trotz der Behaup­tun­gen, dass du durch die Teil­nah­me an einem MLM dein eige­ner Chef wirst oder dein eige­nes Geschäft besitzt, ist dies oft nicht der Fall. Obwohl du als selbst­stän­dig gel­ten und dei­ne eige­nen Steu­ern abfüh­ren musst, wirst du dich immer noch der Per­son recht­fer­ti­gen müs­sen, die dich gewor­ben hat (dei­ne “Upli­ne”).

Die­se Per­son wird dir eine Art “Trai­ning” anbie­ten und von dir erwar­ten, dass du an end­lo­sen Zoom-Mee­tings, Work­shops, “Power-Stun­den” und mehr teil­nimmst. Wenn du nicht genug ver­kaufst oder genug Leu­te für dein Team gewinnst, wer­den sie ver­mut­lich Druck auf dich aus­üben und dir sagen, dass du nicht hart genug arbei­test.

Dar­über hin­aus fließt ein Teil von jedem Cent, den du ver­dienst, an sie. Du hast auch kei­ne Kon­trol­le über die Pro­duk­te, die du ver­kaufst, die Inhalts­stof­fe, die in die Pro­duk­te gehen, die Pro­dukt­ver­pa­ckung, das Bran­ding und Design, den Fir­men­na­men, das Logo oder die Ästhe­tik. Du hast kei­ne Kon­trol­le dar­über, wie viel Pro­vi­si­on du pro Ver­kauf erhältst, wie viel du für die Pro­duk­te berech­nest oder irgend­et­was ande­res, das mit dem Ver­gü­tungs­plan zusam­men­hängt. Du hast oft kein Mit­spra­che­recht dar­über, wer “dei­ne” Web­site hos­tet, wel­ches Ver­sand­un­ter­neh­men du ver­wen­dest und wie die Rück­ga­be- und Rück­erstat­tungs­richt­li­ni­en sind.

Zusätz­lich zu dei­ner Upli­ne gibt es auch den Unter­neh­mens­be­reich des Unter­neh­mens, der dir vor­schreibt, was du beim Bewer­ben von Pro­duk­ten sagen kannst und was nicht, der dei­nen Rang im Unter­neh­men bestimmt (ja, im Unter­neh­men) und — Über­ra­schung — sie kön­nen dich jeder­zeit ent­las­sen.

Das klingt doch sehr nach einem Chef, oder?

Finan­zi­el­le Frei­heit

Wenn du jeman­den auf dei­ner Freun­des­lis­te oder einen schi­cken gespon­ser­ten Bei­trag siehst, der „finan­zi­el­le Frei­heit“ bewirbt, scroll wei­ter!

Die­ser Aus­druck ist bei MLM-Anhän­gern sehr beliebt, aber er ent­spricht ein­fach nicht der Rea­li­tät.

99 % der Men­schen im Net­work-Markt­ing ver­lie­ren Geld. Ich bin kein Öko­nom, aber eine 99%-Chance KEIN Geld zu ver­lie­ren, klingt für mich nicht gera­de nach einem siche­ren Weg zur finan­zi­el­len Frei­heit.

Bei mei­nen Nach­fra­gen zum The­ma Gewinn ‑und Ver­lust­rech­nung konn­te oder woll­te mir bis­lang kein Net­work-Mar­keter Aus­kunft geben. Oft wur­de gesagt, dass die Umsät­ze gut sind. Die Fra­ge nach der GuV-Bilanz blieb bis­lang offen.

End­lich den 9–5 Job auf­ge­ben

Wenn du auf Net­work-Mar­ke­ting-Per­so­nen hörst, könn­test du den­ken, dass tra­di­tio­nel­le 9–5 Jobs buch­stäb­lich der Teu­fel sind.

Men­schen in MLM-Sys­te­men schwär­men davon, wie man “nor­ma­le Jobs” ver­las­sen soll­te, und wie “dein Job das eigent­li­che Pyra­mi­den­sys­tem ist” und Leu­te, die in ihren 9–5 Jobs ‘schuf­ten’, sei­en Nar­ren, die es ein­fach nicht bes­ser wis­sen. Tobi­as Beck ist z.B. ein Ver­tre­ter der Mei­nung, dass ein nor­ma­ler Job an der Super­markt­kas­se mit Hier­ar­chie auch nur ein Pyra­mi­den­sys­tem ist … ich emp­feh­le aber hier­zu noch mal die #red­flags 🔗 zu ver­glei­chen.

Aber was ist so schlimm an 9–5 Jobs? Mil­lio­nen von Men­schen fin­den Glück und Zufrie­den­heit in ihren 9–5 Jobs! Die meis­ten in mei­nem Umfeld haben 9–5 Jobs, und sie lie­ben die finan­zi­el­le Sicher­heit und die Job­vor­tei­le die mit einem regu­lä­ren Job ein­her­ge­hen, ganz zu schwei­gen davon, dass Men­schen Rou­ti­ne und Sta­bi­li­tät lie­ben.

Jeman­dem zu sagen, er sol­le sei­nen sta­bi­len 9–5 Job auf­ge­ben, um einem Unter­neh­men bei­zu­tre­ten, bei dem 99% der Teil­neh­mer kein bis kaum Geld ver­die­nen, ist absurd.

Noch umso absur­der, wenn dir ein ehe­ma­li­ger Schicht­ar­bei­ter vor­schwärmt sei­nen 9–5 Job auf­ge­ge­ben zu haben 😉

Sie sehen gera­de einen Platz­hal­ter­in­halt von Stan­dard. Um auf den eigent­li­chen Inhalt zuzu­grei­fen, kli­cken Sie auf den But­ton unten. Bit­te beach­ten Sie, dass dabei Daten an Dritt­an­bie­ter wei­ter­ge­ge­ben wer­den.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen

Flex­bi­bi­li­ät

Vom Han­dy aus arbei­ten

Fast jede Online-MLM-Ver­kaufs­prä­sen­ta­ti­on, wirbt mit der Mög­lich­keit, von dei­nem Han­dy aus zu arbei­ten, als wäre dies die abso­lu­te Gele­gen­heit des Lebens, und ich ver­ste­he es nicht. Also kann ich von mei­nem Han­dy aus arbei­ten… und?

In einem MLM-Unter­neh­men tätig zu sein bedeu­tet, viel in sozia­len Medi­en zu pos­ten und Hun­der­te von Men­schen direkt zu kon­tak­tie­ren, und ja, das kannst du von dei­nem Han­dy aus tun. Aber was soll’s?

Ich ver­ste­he, dass dies eine der Metho­den ist, wie MLM-Leu­te dar­stel­len, dass “jeder es tun kann” und man kein Büro oder einen super teu­ren Com­pu­ter braucht, um arbei­ten zu kön­nen, aber es scheint mir ein merk­wür­di­ger Ver­kaufs­punkt zu sein.

Von über­all aus arbei­ten bzw. ört­li­che und zeit­li­che Frei­heit

Ein wei­te­rer oft genann­ter Vor­teil ist die Mög­lich­keit, von über­all aus zu arbei­ten. Ob du nun im Café sitzt, im Park spa­zie­ren gehst oder sogar im Urlaub bist – die Arbeit ist immer nur einen Fin­ger­tipp ent­fernt. Das klingt zwar ver­lo­ckend, aber in der Rea­li­tät bedeu­tet es oft, dass du nie wirk­lich abschal­ten kannst. Die stän­di­ge Erreich­bar­keit kann schnell zur Belas­tung wer­den, und die Gren­ze zwi­schen Arbeit und Frei­zeit ver­schwimmt. Zudem erfor­dert es eine Men­ge Selbst­dis­zi­plin, um in einer Umge­bung pro­duk­tiv zu blei­ben, die nicht spe­zi­ell für die Arbeit aus­ge­legt ist. Ist es wirk­lich so erstre­bens­wert, immer und über­all arbei­ten zu kön­nen?

Ein Nach­teil, der hier­mit ein­geht: dadurch, dass die Arbeits­zeit kaum mehr von der Frei­zeit abge­grenzt ist, ist es schwer nach­voll­zieh­bar, für wel­chen Stun­den­lohn du am Ende arbei­test oder ob du kos­ten­de­ckend arbei­test.

Ein wei­te­rer Nach­teil ist, wenn dei­ne Upli­ne im Aus­land lebt mit ent­spre­chen­der Zeit­ver­schie­bung. Am Anfang rühmt man sich noch für die vol­le Fle­xi­bi­li­tät, aber irgend­wann ist es viel­leicht nicht mehr so attrak­tiv mor­gens um 3 Uhr Zoom-Calls zu haben, wenn man dann die Kids spä­ter zu Schu­le fah­ren muss …

Wer­de Teil mei­nes Teams

Okay … ohne dar­auf ein­zu­ge­hen, wie kul­tu­rell unsen­si­bel und gera­de­zu selt­sam es ist, dei­ne Down­line als dein „Team“ zu bezeich­nen, ist dies eine wei­te­re irre­füh­ren­de MLM-Aus­sa­ge, die impli­ziert, dass ihr alle gleich­be­rech­tigt zusam­men­ar­bei­tet und gemein­sa­me Zie­le ver­folgt.

Was es tat­säch­lich bedeu­tet, jeman­des Network-Marketing-„Team“ bei­zu­tre­ten, ist, Teil ihrer „Down­line“ zu sein und einen Pro­zent­satz dei­nes Ein­kom­mens an sie und an jede ein­zel­ne Per­son über ihnen abzu­ge­ben.

Ein genaue­rer Auf­ruf wäre „Tritt mir als Arbeits­kraft bei“, aber Arbeits­kraft klingt nicht ganz so gut, oder?

Chan­cen­ge­ber

Vie­le MLM-Anhän­ger bezeich­nen sich selbst als Chan­cen­ge­ber und möch­ten dir die­se ein­zig­ar­ti­ge Chan­ce ermög­lich, finan­zi­el­le Frei­heit etc. zu erlan­gen — dei­ne Per­sön­lich­keits­ent­wick­lung und Ände­rung des Mind­set inklu­si­ve natür­lich.

Was tat­säch­li­cher dahin­ter steckt: lies Punkt 5 ein­fach noch mal ;-).

Oder direkt gesagt. Der Auf­ruf “Hilf mir, mein Ein­kom­men zu stei­gern“ wäre pas­sen­der, aber wenig attrak­tiv.

Es ist kein Schnell­ball­sys­tem — Schnell­ball­sys­te­me sind ille­gal!

MLM-Anhän­ger wer­den die Aus­sa­ge wie­der­ho­len, dass „es kein Schnee­ball­sys­tem sein kann, weil Schnee­ball­sys­te­me ille­gal sind!“. Als ob das tat­säch­lich einen Unter­schied machen wür­de.

Die Wahr­heit ist, dass nur weil ein Unter­neh­men noch nicht als Schnee­ball­sys­tem klas­si­fi­ziert wur­de, bedeu­tet das nicht, dass es kein Schnee­ball­sys­tem ist.

So vie­le MLM-Unter­neh­men wur­den gezwun­gen, zu schlie­ßen oder ihre Geschäfts­mo­del­le erheb­lich zu ändern (Her­ba­li­fe, sag ich nur …), weil sie als Schnee­ball­sys­te­me ent­larvt wur­den, und ich bin fest davon über­zeugt, dass es nur eine Fra­ge der Zeit ist, bis ande­re gro­ße MLMs fol­gen wer­den.

Das Pro­blem ist, dass die Geset­ze so schwer zu durch­schau­en sind und MLMs Meis­ter dar­in sind, Schlupf­lö­cher zu fin­den und aus­zu­nut­zen, um sie zu umge­hen. Aber ver­trau mir, wenn ich sage, dass wenn jemand die­ses Argu­ment benutzt, er abso­lut in einem Schnee­ball­sys­tem-Mul­ti-Level-Mar­ke­ting-Unter­neh­men gefan­gen ist.

Wenn ich das kann, kannst du das auch

Na, fühlst du dich gleich ange­spornt bei die­ser Phra­se? Got­cha!

Im Net­work-Mar­ke­ting wird oft gesagt: “Wenn ich das kann, kannst du das auch.” Das soll zei­gen, dass jeder Erfolg haben kann, egal wel­cher Hin­ter­grund vor­liegt.

Kri­tisch betrach­tet, kann das aber auch mani­pu­la­tiv wir­ken. Es klingt moti­vie­rend, ver­schweigt aber, dass Erfolg viel har­te Arbeit und Enga­ge­ment erfor­dert und nicht jeder die glei­chen Chan­cen hat. Die Per­son, die das sagt, stellt sich als Vor­bild dar, was Druck erzeu­gen kann, die­sem Bei­spiel fol­gen zu müs­sen, obwohl die indi­vi­du­el­len Vor­aus­set­zun­gen unter­schied­lich sind.

Grund­sätz­lich ist es auch mög­lich sei­ne Upli­ne zu über­ho­len — aber wel­che Upli­ne wür­de dies begrü­ßen, wenn damit Ein­nah­mens­ver­lus­te hin­zu­neh­men sind?

Ein­fach mal aus­pro­bie­ren, könn­te ja klap­pen

Gene­rell ist gegen die­se Ein­stel­lung nichts Nega­ti­ves zu sagen — nur so sam­melt man selbst Erfah­rung und kann ent­spre­chend berich­ten oder sei­ne Mei­nung fes­ti­gen.

Im Net­work-Mar­ke­ting hat die­ser Satz aber eine ande­re Bri­sanz: Er ist mani­pu­la­tiv und sug­ge­riert eine unver­bind­li­che und risi­ko­lo­se Teil­nah­me, ohne die mög­li­chen Her­aus­for­de­run­gen und Risi­ken zu erwäh­nen, was Druck erzeu­gen und zu unüber­leg­ten Ent­schei­dun­gen füh­ren kann.

Letzt­lich ent­steht auch Druck, dass man etwas ver­pas­sen könn­te. Die­ses Gefühl, etwas zu ver­pas­sen, kann dazu füh­ren, dass man sich gestresst und über­for­dert fühlt, immer auf der Suche nach der nächs­ten wich­ti­gen Infor­ma­ti­on.

Und selbst wenn du nur mal für einen Monat schnup­perst bringt dies Ein­nah­men für dei­nen Kon­takt und die unzäh­li­gen Ebe­nen dar­über. Oft wird sug­ge­riert, dass man ja erst nach ca. 3 Mona­ten ein Ergeb­nis sieht oder man eine Wir­kung merkt. Für 1–3 Mona­te Pro­duk­te aus­zu­pro­bie­ren (gegen Geld natür­lich) bringt aber schon gute EPs, VPs oder wel­che Umsatz­ein­heit die jewei­li­ge Fir­ma ver­wen­det und damit Umsät­ze.

Allein das “mal aus­pro­bie­ren” sichert schon gewis­se Umsät­ze und das Net­work-Mar­ke­ting-Unter­neh­men hat schon mal einen Fuß in dei­ner Tür. Ganz oft wer­den mög­li­che Kun­den auch gleich als Part­ner ein­ge­schrie­ben, mit der Begrün­dung, dass sie dann von den Rabat­ten pro­fi­tie­ren — et voi­la und schon wur­de ein neu­er Part­ner rekru­tiert …