Net­work-Mar­ke­ting — typi­sche Phra­sen

Wenn es eine Sache gibt, die Men­schen in Mul­ti-Level-Mar­ke­ting-Sys­te­men oder im Net­work-Mar­ke­ting oft ver­mis­sen las­sen, dann ist es Ori­gi­na­li­tät.

Von Net­work-Mar­ke­ting aus dem Bereich Beau­ty & Health, bis hin zu Rei­se­un­ter­neh­men, zwei­fel­haf­ten Forex-Händ­lern, Fit­ness-Trai­nern und nichts­sa­gen­den Was­ser-Fil­ter-Ver­trieb­lern. Die Spra­che, die sie ver­wen­den, ist immer die glei­che.

So pein­lich es auch sein mag, so vie­le kopier­te und ein­ge­füg­te Absät­ze über den immer glei­chen Unsinn zu sehen, ist eigent­lich gar nicht so schlecht, da es uns wirk­lich ver­dammt ein­fach macht, Net­work-Marekting-Unter­neh­men und zwie­lich­ti­ge MLM-Geschäfts­mo­del­le zu erken­nen — man muss nur wis­sen, wonach man suchen muss.

Lass uns einen Blick dar­auf wer­fen — hier sind alle Phra­sen, mit denen Mit­glie­der ver­su­chen wer­den, dich dazu zu brin­gen, ihrem Team bei­zu­tre­ten.

Sei dein eige­ner Chef!

Hast du jemals jeman­den auf Social Media gese­hen, der eine Chan­ce anpreist, bei der du angeb­lich dein eige­ner Chef sein kannst? Es ist sehr wahr­schein­lich, dass es sich dabei um ein Mul­ti-Level-Mar­ke­ting (MLM) han­delt.

Trotz der Behaup­tun­gen, dass du durch die Teil­nah­me an einem MLM dein eige­ner Chef wirst oder dein eige­nes Geschäft besitzt, ist dies oft nicht der Fall. Obwohl du als selbst­stän­dig gel­ten und dei­ne eige­nen Steu­ern abfüh­ren musst, wirst du dich immer noch der Per­son recht­fer­ti­gen müs­sen, die dich gewor­ben hat (dei­ne “Upli­ne”).

Die­se Per­son wird dir eine Art “Trai­ning” anbie­ten und von dir erwar­ten, dass du an end­lo­sen Zoom-Mee­tings, Work­shops, “Power-Stun­den” und mehr teil­nimmst. Wenn du nicht genug ver­kaufst oder genug Leu­te für dein Team gewinnst, wer­den sie ver­mut­lich Druck auf dich aus­üben und dir sagen, dass du nicht hart genug arbei­test.

Dar­über hin­aus fließt ein Teil von jedem Cent, den du ver­dienst, an sie. Du hast auch kei­ne Kon­trol­le über die Pro­duk­te, die du ver­kaufst, die Inhalts­stof­fe, die in die Pro­duk­te gehen, die Pro­dukt­ver­pa­ckung, das Bran­ding und Design, den Fir­men­na­men, das Logo oder die Ästhe­tik. Du hast kei­ne Kon­trol­le dar­über, wie viel Pro­vi­si­on du pro Ver­kauf erhältst, wie viel du für die Pro­duk­te berech­nest oder irgend­et­was ande­res, das mit dem Ver­gü­tungs­plan zusam­men­hängt. Du hast oft kein Mit­spra­che­recht dar­über, wer “dei­ne” Web­site hos­tet, wel­ches Ver­sand­un­ter­neh­men du ver­wen­dest und wie die Rück­ga­be- und Rück­erstat­tungs­richt­li­ni­en sind.

Zusätz­lich zu dei­ner Upli­ne gibt es auch den Unter­neh­mens­be­reich des Unter­neh­mens, der dir vor­schreibt, was du beim Bewer­ben von Pro­duk­ten sagen kannst und was nicht, der dei­nen Rang im Unter­neh­men bestimmt (ja, im Unter­neh­men) und — Über­ra­schung — sie kön­nen dich jeder­zeit ent­las­sen.

Das klingt doch sehr nach einem Chef, oder?

Finan­zi­el­le Frei­heit

Wenn du jeman­den auf dei­ner Freun­des­lis­te oder einen schi­cken gespon­ser­ten Bei­trag siehst, der „finan­zi­el­le Frei­heit“ bewirbt, scroll wei­ter!

Die­ser Aus­druck ist bei MLM-Anhän­gern sehr beliebt, aber er ent­spricht ein­fach nicht der Rea­li­tät.

99 % der Men­schen im Net­work-Markt­ing ver­lie­ren Geld. Ich bin kein Öko­nom, aber eine 99%-Chance KEIN Geld zu ver­lie­ren, klingt für mich nicht gera­de nach einem siche­ren Weg zur finan­zi­el­len Frei­heit.

Bei mei­nen Nach­fra­gen zum The­ma Gewinn ‑und Ver­lust­rech­nung konn­te oder woll­te mir bis­lang kein Net­work-Mar­keter Aus­kunft geben. Oft wur­de gesagt, dass die Umsät­ze gut sind. Die Fra­ge nach der GuV-Bilanz blieb bis­lang offen.

End­lich den 9–5 Job auf­ge­ben

Wenn du auf Net­work-Mar­ke­ting-Per­so­nen hörst, könn­test du den­ken, dass tra­di­tio­nel­le 9–5 Jobs buch­stäb­lich der Teu­fel sind.

Men­schen in MLM-Sys­te­men schwär­men davon, wie man “nor­ma­le Jobs” ver­las­sen soll­te, und wie “dein Job das eigent­li­che Pyra­mi­den­sys­tem ist” und Leu­te, die in ihren 9–5 Jobs ‘schuf­ten’, sei­en Nar­ren, die es ein­fach nicht bes­ser wis­sen. Tobi­as Beck ist z.B. ein Ver­tre­ter der Mei­nung, dass ein nor­ma­ler Job an der Super­markt­kas­se mit Hier­ar­chie auch nur ein Pyra­mi­den­sys­tem ist … ich emp­feh­le aber hier­zu noch mal die #red­flags 🔗 zu ver­glei­chen.

Aber was ist so schlimm an 9–5 Jobs? Mil­lio­nen von Men­schen fin­den Glück und Zufrie­den­heit in ihren 9–5 Jobs! Die meis­ten in mei­nem Umfeld haben 9–5 Jobs, und sie lie­ben die finan­zi­el­le Sicher­heit und die Job­vor­tei­le die mit einem regu­lä­ren Job ein­her­ge­hen, ganz zu schwei­gen davon, dass Men­schen Rou­ti­ne und Sta­bi­li­tät lie­ben.

Jeman­dem zu sagen, er sol­le sei­nen sta­bi­len 9–5 Job auf­ge­ben, um einem Unter­neh­men bei­zu­tre­ten, bei dem 99% der Teil­neh­mer kein bis kaum Geld ver­die­nen, ist absurd.

Noch umso absur­der, wenn dir ein ehe­ma­li­ger Schicht­ar­bei­ter vor­schwärmt sei­nen 9–5 Job auf­ge­ge­ben zu haben 😉

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Wei­te­re Infor­ma­tio­nen

Flex­bi­bi­li­ät

Vom Han­dy aus arbei­ten

Fast jede Online-MLM-Ver­kaufs­prä­sen­ta­ti­on, wirbt mit der Mög­lich­keit, von dei­nem Han­dy aus zu arbei­ten, als wäre dies die abso­lu­te Gele­gen­heit des Lebens, und ich ver­ste­he es nicht. Also kann ich von mei­nem Han­dy aus arbei­ten… und?

In einem MLM-Unter­neh­men tätig zu sein bedeu­tet, viel in sozia­len Medi­en zu pos­ten und Hun­der­te von Men­schen direkt zu kon­tak­tie­ren, und ja, das kannst du von dei­nem Han­dy aus tun. Aber was soll’s?

Ich ver­ste­he, dass dies eine der Metho­den ist, wie MLM-Leu­te dar­stel­len, dass “jeder es tun kann” und man kein Büro oder einen super teu­ren Com­pu­ter braucht, um arbei­ten zu kön­nen, aber es scheint mir ein merk­wür­di­ger Ver­kaufs­punkt zu sein.

Von über­all aus arbei­ten bzw. ört­li­che und zeit­li­che Frei­heit

Ein wei­te­rer oft genann­ter Vor­teil ist die Mög­lich­keit, von über­all aus zu arbei­ten. Ob du nun im Café sitzt, im Park spa­zie­ren gehst oder sogar im Urlaub bist – die Arbeit ist immer nur einen Fin­ger­tipp ent­fernt. Das klingt zwar ver­lo­ckend, aber in der Rea­li­tät bedeu­tet es oft, dass du nie wirk­lich abschal­ten kannst. Die stän­di­ge Erreich­bar­keit kann schnell zur Belas­tung wer­den, und die Gren­ze zwi­schen Arbeit und Frei­zeit ver­schwimmt. Zudem erfor­dert es eine Men­ge Selbst­dis­zi­plin, um in einer Umge­bung pro­duk­tiv zu blei­ben, die nicht spe­zi­ell für die Arbeit aus­ge­legt ist. Ist es wirk­lich so erstre­bens­wert, immer und über­all arbei­ten zu kön­nen?

Ein Nach­teil, der hier­mit ein­geht: dadurch, dass die Arbeits­zeit kaum mehr von der Frei­zeit abge­grenzt ist, ist es schwer nach­voll­zieh­bar, für wel­chen Stun­den­lohn du am Ende arbei­test oder ob du kos­ten­de­ckend arbei­test.

Ein wei­te­rer Nach­teil ist, wenn dei­ne Upli­ne im Aus­land lebt mit ent­spre­chen­der Zeit­ver­schie­bung. Am Anfang rühmt man sich noch für die vol­le Fle­xi­bi­li­tät, aber irgend­wann ist es viel­leicht nicht mehr so attrak­tiv mor­gens um 3 Uhr Zoom-Calls zu haben, wenn man dann die Kids spä­ter zu Schu­le fah­ren muss …

Wer­de Teil mei­nes Teams

Okay … ohne dar­auf ein­zu­ge­hen, wie kul­tu­rell unsen­si­bel und gera­de­zu selt­sam es ist, dei­ne Down­line als dein „Team“ zu bezeich­nen, ist dies eine wei­te­re irre­füh­ren­de MLM-Aus­sa­ge, die impli­ziert, dass ihr alle gleich­be­rech­tigt zusam­men­ar­bei­tet und gemein­sa­me Zie­le ver­folgt.

Was es tat­säch­lich bedeu­tet, jeman­des Network-Marketing-„Team“ bei­zu­tre­ten, ist, Teil ihrer „Down­line“ zu sein und einen Pro­zent­satz dei­nes Ein­kom­mens an sie und an jede ein­zel­ne Per­son über ihnen abzu­ge­ben.

Ein genaue­rer Auf­ruf wäre „Tritt mir als Arbeits­kraft bei“, aber Arbeits­kraft klingt nicht ganz so gut, oder?

Chan­cen­ge­ber

Vie­le MLM-Anhän­ger bezeich­nen sich selbst als Chan­cen­ge­ber und möch­ten dir die­se ein­zig­ar­ti­ge Chan­ce ermög­lich, finan­zi­el­le Frei­heit etc. zu erlan­gen — dei­ne Per­sön­lich­keits­ent­wick­lung und Ände­rung des Mind­set inklu­si­ve natür­lich.

Was tat­säch­li­cher dahin­ter steckt: lies Punkt 5 ein­fach noch mal ;-).

Oder direkt gesagt. Der Auf­ruf “Hilf mir, mein Ein­kom­men zu stei­gern“ wäre pas­sen­der, aber wenig attrak­tiv.

Es ist kein Schnell­ball­sys­tem — Schnell­ball­sys­te­me sind ille­gal!

MLM-Anhän­ger wer­den die Aus­sa­ge wie­der­ho­len, dass „es kein Schnee­ball­sys­tem sein kann, weil Schnee­ball­sys­te­me ille­gal sind!“. Als ob das tat­säch­lich einen Unter­schied machen wür­de.

Die Wahr­heit ist, dass nur weil ein Unter­neh­men noch nicht als Schnee­ball­sys­tem klas­si­fi­ziert wur­de, bedeu­tet das nicht, dass es kein Schnee­ball­sys­tem ist.

So vie­le MLM-Unter­neh­men wur­den gezwun­gen, zu schlie­ßen oder ihre Geschäfts­mo­del­le erheb­lich zu ändern (Her­ba­li­fe, sag ich nur …), weil sie als Schnee­ball­sys­te­me ent­larvt wur­den, und ich bin fest davon über­zeugt, dass es nur eine Fra­ge der Zeit ist, bis ande­re gro­ße MLMs fol­gen wer­den.

Das Pro­blem ist, dass die Geset­ze so schwer zu durch­schau­en sind und MLMs Meis­ter dar­in sind, Schlupf­lö­cher zu fin­den und aus­zu­nut­zen, um sie zu umge­hen. Aber ver­trau mir, wenn ich sage, dass wenn jemand die­ses Argu­ment benutzt, er abso­lut in einem Schnee­ball­sys­tem-Mul­ti-Level-Mar­ke­ting-Unter­neh­men gefan­gen ist.

Wenn ich das kann, kannst du das auch

Na, fühlst du dich gleich ange­spornt bei die­ser Phra­se? Got­cha!

Im Net­work-Mar­ke­ting wird oft gesagt: “Wenn ich das kann, kannst du das auch.” Das soll zei­gen, dass jeder Erfolg haben kann, egal wel­cher Hin­ter­grund vor­liegt.

Kri­tisch betrach­tet, kann das aber auch mani­pu­la­tiv wir­ken. Es klingt moti­vie­rend, ver­schweigt aber, dass Erfolg viel har­te Arbeit und Enga­ge­ment erfor­dert und nicht jeder die glei­chen Chan­cen hat. Die Per­son, die das sagt, stellt sich als Vor­bild dar, was Druck erzeu­gen kann, die­sem Bei­spiel fol­gen zu müs­sen, obwohl die indi­vi­du­el­len Vor­aus­set­zun­gen unter­schied­lich sind.

Grund­sätz­lich ist es auch mög­lich sei­ne Upli­ne zu über­ho­len — aber wel­che Upli­ne wür­de dies begrü­ßen, wenn damit Ein­nah­mens­ver­lus­te hin­zu­neh­men sind?

Ein­fach mal aus­pro­bie­ren, könn­te ja klap­pen

Gene­rell ist gegen die­se Ein­stel­lung nichts Nega­ti­ves zu sagen — nur so sam­melt man selbst Erfah­rung und kann ent­spre­chend berich­ten oder sei­ne Mei­nung fes­ti­gen.

Im Net­work-Mar­ke­ting hat die­ser Satz aber eine ande­re Bri­sanz: Er ist mani­pu­la­tiv und sug­ge­riert eine unver­bind­li­che und risi­ko­lo­se Teil­nah­me, ohne die mög­li­chen Her­aus­for­de­run­gen und Risi­ken zu erwäh­nen, was Druck erzeu­gen und zu unüber­leg­ten Ent­schei­dun­gen füh­ren kann.

Letzt­lich ent­steht auch Druck, dass man etwas ver­pas­sen könn­te. Die­ses Gefühl, etwas zu ver­pas­sen, kann dazu füh­ren, dass man sich gestresst und über­for­dert fühlt, immer auf der Suche nach der nächs­ten wich­ti­gen Infor­ma­ti­on.

Und selbst wenn du nur mal für einen Monat schnup­perst bringt dies Ein­nah­men für dei­nen Kon­takt und die unzäh­li­gen Ebe­nen dar­über. Oft wird sug­ge­riert, dass man ja erst nach ca. 3 Mona­ten ein Ergeb­nis sieht oder man eine Wir­kung merkt. Für 1–3 Mona­te Pro­duk­te aus­zu­pro­bie­ren (gegen Geld natür­lich) bringt aber schon gute EPs, VPs oder wel­che Umsatz­ein­heit die jewei­li­ge Fir­ma ver­wen­det und damit Umsät­ze.

Allein das “mal aus­pro­bie­ren” sichert schon gewis­se Umsät­ze und das Net­work-Mar­ke­ting-Unter­neh­men hat schon mal einen Fuß in dei­ner Tür. Ganz oft wer­den mög­li­che Kun­den auch gleich als Part­ner ein­ge­schrie­ben, mit der Begrün­dung, dass sie dann von den Rabat­ten pro­fi­tie­ren — et voi­la und schon wur­de ein neu­er Part­ner rekru­tiert …

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